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„Door 2 door“ für das DRK

28.04.2014, 10:06 Uhr

Ehrenamtliche, Mitarbeiter und Mitglieder des DRK formten im Januar 2013 ein riesiges, rotes Kreuz vor dem Brandenburger Tor als Startschuss für das DRK-Jubiläumsjahr (Foto: T. Maelsa/DRK)

Teils sittenwidrige Löhne für Mitgliederwerber

Ein häufiges Bild in deutschen Fußgängerzonen oder vor Bahnhöfen: Werbestände, an denen Schüler und Studierende die Werbetrommel für „die gute Sache“ rühren. Zahlreiche Hilfsorganisationen beauftragen sogenannte Dialoger, um für sich neue Mitglieder werben zu lassen. Nicht selten arbeiten diese Dialoger aber auch – wie es im Marketing-Jargon heißt – „door 2 door“ und klingeln sich von Haustür zu Haustür, wo sie im Auftrag von Agenturen dann in hunderten Gesprächen neue Unterstützer werben sollen. Zweifelhaft sind nicht nur die Methoden, mit denen hier teilweise gearbeitet wird, sondern auch die Bezahlung der Werber, die von den Agenturen nicht selten auf Provisionsbasis arbeiten.

Die „taz“ („die tageszeitung“) berichtet in der heutigen Ausgabe von einer im baden-württembergischen Herbolzheim ansässigen Marketing-Agentur, die neben Umweltorganisationen auch die Mitgliederwerbung für Hilfsorganisationen wie das DRK, den Malteser Hilfsdienst u.a. übernimmt. In dem Artikel wird von einem Schüler berichtet, der bei einem Dialoger-Ferienjob auf 2 Euro Durchschnittslohn kam. Die Agentur bestreitet dies und behauptet, sie habe „viele Partner“ (auf Provisionsbasis arbeitende und „selbständige“ Dialoger), die auf „über oder sogar deutlich über 2.000 Euro“ pro Monat kämen. Der „taz“-Artikel zitiert einen Berliner Anwalt für Arbeitsrecht, nach dem solche Verträge vor Arbeitsgerichten häufig für unwirksam erklärt und als „sittenwidrig“ nach Paragraf 138 BGB eingestuft würden.

Pikant ist, dass etwa das DRK über das DZI-Spendensiegel verfügt, sich aber augenscheinlich nicht an die entsprechenden Sozialstandards hält. Der DZI-Leitfaden, mit dem sich wohltätige Organisationen einen verbindlichen Ethikkodex auferlegen, untersage „eine ausschließlich erfolgsabhängige Vergütung“. Der DRK-Sprecher Dieter Schütz sieht zwar „Verbesserungsbedarf“, verweist jedoch auch auf die „rechtlich völlig selbständigen 500 Kreisverbände des DRK“, die für neue Mitglieder werben (lassen) würden. Damit habe der Bundesverband nichts zu tun. Darüberhinaus laufe ein „verbandlicher Abstimmungsprozess“. Dass es bei der Bezahlung auch anders geht, zeigten Organisationen wie „Greenpeace“, bei denen Dialoger in der „halbjährigen Probezeit zunächst einen Grundlohn von 8,50 Euro“ erhielten.

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