S+K Verlag
Der einzige Fachverlag für
Notfallmedizin in Deutschland.
Bücher, Zeitschriften und Nachrichten
rund um das Thema Rettungsdienst.

Adrenalin während der Reanimation?

24.07.2018, 09:19 Uhr

Foto: K. von Frieling

Neue Studie relativiert Bedeutung für das Outcome


Jahrzehntelang galt Adrenalin als das Medikament zur Behandlung eines Kreislaufstillstandes. Fast schon ähnlich einem Automatismus wurde es großzügig bei jeder Reanimation verwendet, seine Existenzberechtigung in diesem Bereich wurde niemals angezweifelt. Doch seit 2011 ist plötzlich alles anders. Ian Jacobs gehörte zu den ersten, die den unerschütterlichen Glauben an das Katecholamin in Frage stellte und damit an der Vormachtstellung der Adrenalin-Gabe bei der Reanimation kratzte. Im Laufe der letzten Jahre tauchten weitere Studien zur Effektivität von Adrenalin auf und streuten neue Zweifel. Alle Untersuchungen hatten gemein, dass die Adrenalingabe zwar häufiger zum wiedereinsetzen eines Spontankreislauf (ROSC: Return of spontaneous circulation) führte, aber gleichzeitig einem negativen Effekt auf das Langzeitüberleben hatte. Selbstverständlich existiert ohne einen ROSC auch kein Langzeitüberleben, weswegen sich die Frage stellt: Was ist nun wichtiger? Mehr ROSC oder neurologisches Outcome? Auch die Leitlinien 2015 konnten keine eindeutige Antwort auf diese Frage geben und ließen eine Entwicklung in beide Richtungen zu.

Dies soll sich nun ändern – oder zumindest hoffen das die meisten von uns. Seit einigen Tagen sind die Ergebnisse der PARAMEDIC2-Studie veröffentlicht. Eine groß angelegte Studie zur prähospitalen Gabe von Adrenalin im Rettungsdienst. Insgesamt wurde der Verlauf von mehr als 8.000 Patienten beobachtet und untersucht. Dabei zeigte sich wie auch in den Vorstudien, dass die Wahrscheinlichkeit für das Erreichen der Notaufnahme in der Adrenalin-Gruppe deutlich höher war (23,8% vs. 8,0%). Bereits für den Zeitpunkt der Krankenhausentlassung relativiert sich dieser Effekt, sodass hier der Vorteil nur noch leicht auf der Seite des Adrenalins liegt (3,2% vs. 2,3% Entlassungsrate) – und spätestens, wenn wir uns das neurologische Outcome nach drei Monaten anschauen ist der Vorteil von Adrenalin kaum noch existent (2,1 vs. 1,6% gutes neurologisches Outcome).

Hat Adrenalin also noch einen Platz in der Reanimation? Diese Frage kann PARAMEDIC2 nicht beantworten. Was PARAMEDIC2 aber deutlich zeigt ist, dass der jahrzehntelange Glaube an Adrenalin als das Heilmittel zur Behandlung von Kreislaufstillständen überholt ist. Welchen Platz Adrenalin in der Zukunft in der Reanimationsbehandlung haben wird, ist ungewiss, seine Bedeutung für das Outcome ist aber wesentlich geringer als bisher angenommen.

Bücher zum Thema:

Das Ampullarium

26.00(incl. UST, exkl. Versandkosten) S. Braunecker, M. Danz 280 978-3-943174-90-8

  • 2. Auflage 2018
  • 144 Seiten
  • 38 Abbildungen
  • 12 Fallübungen inkl. Lösungen
  • durchgehend farbig, Softcover

Stumpf + Kossendey Verlag, 2024
KontaktRSS Datenschutz Impressum