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Angriff mit vergifteter Milch

30.06.2005, 08:58 Uhr

Foto: BilderBox

US-Bioterror-Papier online gestellt

Autoren haben das umstrittene "Bioterror-Papier", in dem ein Terroranschlag auf Milchprodukte simuliert wird, nun doch online gestellt, berichtet das Wissenschaftsportal Nature. US-Antiterror-Experten haben davor gewarnt, dass das Papier, sollte es in die falschen Hände gelangen, quasi als Anleitung für Terroristen dienen könnte. In dem Papier werden die Folgen eines Angriffes mit Botox-Toxin simuliert.

Ursprünglich hätte der Artikel bereits am 25. Mai in den Proceedings of the National Academy of Sciences PNAS veröffentlicht werden sollen. Das US-Gesundheitsministerium hatte jedoch gegen eine Veröffentlichung protestiert und um Aufschub gebeten. Bruce Alberts, Präsident des PNAS, hat mit einiger Verzögerung nun dennoch beschlossen, das Papier in seiner gesamten Länge ohne Veränderungen zu veröffentlichen. "Wir sind der Meinung, dass terroristische Analysen unser Land nur noch sicherer machen können", erklärte der Wissenschaftler in der Online-Ausgabe des PNAS. Das Gesundheitsministerium widerspricht Alberts allerdings: Man respektiere die Meinung von Alberts, teile sie aber keineswegs, schreibt der Sprecher des Assisstant Secretary des Gesundheitsministeriums, Marc Wolfson.

Das PNAS-Papier, das von Lawrence Wein und Yifan Liu von der Stanford University in Kalifornien verfasst wurde, beschreibt einen Terroranschlag auf einen Milchtanker auf dem Weg zu einer zentralen Abfüllstation einer Molkerei. Beim verwendeten Gift handelt es sich um das Botox-Toxin. Mit einer Dosis könnten damit bis zu 560.000 Menschen getötet werden. Die Zahl der anderen Giftopfer – das Toxin verursacht Krämpfe bis hin zur Lähmung – hänge davon ab, wie lange es dauert, ehe die Ursache identifiziert wird. Nach anderen Szenarien des Berichts könnten sogar alle Opfer an den Folgen sterben.

Kritiker werfen den Autoren vor, dass der Bericht sich wie eine Anleitung zu einem Terroranschlag lese. Die Autoren kontern damit, dass viele solcher "Anweisungen" bereits im Internet verfügbar seien. Neue Ideen könne keiner daraus ableiten, lautet der übereinstimmende Tenor. Vielmehr könne ein solcher Bericht dazu führen, die Bereitschaft vor einem möglichen Giftanschlag zu erhöhen. Eventuelle Schwachstellen im System könnten, meint Wein, von Regierungsstellen schnell erkannt werden. Der Autor kritisiert die schleppende Haltung der Lebensmittelindustrie und der Behörden in Sachen Sicherheit.

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