Das Starkregenereignis im August 2024 hat den Freiwilligen Feuerwehren der ostfriesischen Stadt Aurich einiges abverlangt. Hier waren v.a. die Priorisierung übermittelter Notrufmeldungen sowie die anschließende Koordination verfügbarer Rettungsmittel von entscheidender Bedeutung. Um das Zusammenspiel zwischen örtlicher Einsatzleitung und den Feuerwehrkräften vor Ort weiter zu optimieren, hat sich im Anschluss an das Starkregenereignis eine Arbeitsgruppe gebildet. Basierend auf gemachten Erfahrungen wurde ein Führungskonzept erstellt, das im Kern die Nutzung von Tablets auf den Einsatzfahrzeugen vorsieht. 22 Geräte sind durch die Stadt Aurich als Träger der Feuerwehren beschafft worden, die vergangene Woche an die Ortsbrandmeister der zehn Feuerwehren übergeben wurden. Anlässlich dessen erfolgte zugleich eine Unterweisung in die Funktionsweise der installierten Einsatzführungssoftware Fireboard sowie anderer Programme, die u.a. verfügbare Wasserentnahmestellen im Stadtgebiet anzeigen. Weitere Tablets sollen in der kommenden Zeit beschafft werden, damit jedes Einsatzfahrzeug mit einem Gerät ausgestattet ist.
Bei einer Flächenlage durch z.B. Sturm oder Regelfälle wird bei Bedarf die örtliche Einsatzleitung durch den Stadtbrandmeister aktiviert. Im Feuerwehrhaus Sandhorst kommen dann gesondert im Umgang mit Fireboard geschulte Mitglieder der Ortsfeuerwehren Aurich und Sandhorst zusammen und besetzen die vier Arbeitsplätze im Funkraum, um die Koordination der bereits laufenden und neu hinzukommenden Einsatzaufträge zu übernehmen.
An einer Position werden dabei alle von der Leitstelle entsandten und über den in Middels (Stadtteil von Aurich) stationierten ELW 2 eingehenden Meldungen gesichtet und priorisiert, während an den anderen drei Plätzen die Disposition und Kommunikation erfolgen. Neben den Feuerwehrkräften sind im Bedarfsfall auch Vertreter der Stadtverwaltung sowie anderer Ämter und Behörden vor Ort, um notwendige Absprachen vornehmen zu können. Hierfür steht ihnen ein angrenzender Stabsraum zur Verfügung, in dem u.a. auf eine interaktive Lagedarstellung durch das Fireboard-Übersichtsdashboard zurückgegriffen werden kann.
Der in solchen Lagen oftmals überlastete Funkverkehr soll durch die Einbindung der Tablets reduziert werden. Von Sandhorst aus werden die Einsatzaufträge und alle erforderlichen Daten mithilfe von Fireboard direkt auf die über Mobilfunk angebundenen Geräte in den Fahrzeugen übermittelt. Die Feuerwehrkräfte können dann den jeweiligen Einsatzort anfahren, die erforderliche Hilfe leisten und eine Rückmeldung ihrer Tätigkeit wie auch ggf. erforderliche Unterstützungsanforderungen direkt über das Programm übermitteln, sodass alle Informationen wieder bei der örtlichen Einsatzleitung zusammenlaufen können. Sollte in besonderen Fällen dennoch eine Funkkommunikation erforderlich sein, sei dies dank der Entlastung des Sprechkanals deutlich leichter. Melde sich ein Fahrzeug nach Erledigung eines Auftrags wieder frei, könne ihm umgehend ein neuer Einsatz zugewiesen werden.
Bei dem Konzept handele es sich um ein bislang einmaliges Pilotprojekt. Die Feuerwehren der Stadt Aurich arbeiten hierfür eng mit dem Softwareanbieter Fireboard GmbH zusammen. Regelmäßige Evaluierungen infolge künftiger Verwendungsszenarien seien dabei fester Bestandteil der Pilotphase. In den kommenden Wochen sollen die Ortsbrandmeister ihre im Rahmen der Unterweisung erlangten Kenntnisse als Multiplikatoren in den eigenen Reihen weitergeben. Das Führungsunterstützungsprogramm werde nicht zuletzt auch im Regelbetrieb der Feuerwehren auf den beiden in Aurich und Sandhorst stationierten ELW genutzt.