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Bremen führt in der Corona-Pandemie den HanseSani ein

24.04.2020, 11:08 Uhr

Foto: Feuerwehr Bremen

Projekt ist an Gemeinde-Notfallsanitäter angelehnt


Um rettungsdienstliche Ressourcen in der Corona-Pandemie zu schonen und dennoch den Notrufen, aus denen sich weder eine klare Transport- noch eine klare Notfallindikation ergibt, gerecht zu werden, kommt im stadtbremischen Rettungsdienst seit dem 23. März 2020 in Anlehnung an den in diversen Rettungsdienstbereichen bereits etablierten Gemeinde-Notfallsanitäter der sogenannte HanseSani zum Einsatz. Es handelt sich dabei um einen erfahrenen Notfallsanitäter, der zuvor eine eintägige spezielle Schulung für diese Funktion erhalten hat. In dieser Schulung wurden u.a. rechtliche, medizinische und organisatorische Aspekte thematisiert. Das Fahrzeug ist u.a. mit den regulären Atmungs- und Kreislaufkoffern des stadtbremischen Rettungsdienstes sowie einem Corpuls C3 ausgestattet. Der HanseSani hat vor Ort zudem die Möglichkeit, eine telemedizinische Beratung durch die Ärztliche Leitung Rettungsdienst einzuholen. Dabei kann auch auf eine Videoschaltung zum Patienten sowie auf Telemetrie zurückgegriffen werden.

Je nach Einschätzung der Situation wird dann entschieden, ob der Patient zu Hause bleiben kann oder in ein Krankenhaus transportiert werden muss. Auch der Transport in eine kassenärztliche Notdienstzentrale ist möglich. Verbleibt der Patient mit der Empfehlung zu Hause, innerhalb der nächsten 12 – 24 Stunden den Hausarzt oder eine andere ambulante medizinische Versorgungsstruktur aufzusuchen, z.B. die KV-Ambulanz, so kann der HanseSani ein kleines Repertoire an Medikamenten (ACC, Paracetamol, Otriven) für diesen Tag beim Patienten belassen. Sollte sich herausstellen, dass ein Transport in ein Krankenhaus erforderlich ist, kann der HanseSani einen Transportschein für den Patiententransport mit einem Taxi oder einen qualifizierten Krankentransport ausstellen oder aber ein Rettungsmittel für den Transport nachfordern (NTW, RTW). Mit den Kostenträgern und der KV wurden kurzfristig unkomplizierte Lösungen gefunden, um ein Taxi oder einen qualifizierten Krankentransport verordnen zu können.

Neben Einsätzen, bei denen sich aus der Notrufabfrage keine klare Transport- und Notfallindikation ergibt, wird der HanseSani auch als First Responder sowie zur Unterstützung des sogenannten Notfalltransportwagens (NTW) eingesetzt, der in der Regel mit zwei Rettungssanitätern mit einer Zusatzfortbildung besetzt ist. Der HanseSani wird dann entweder primär gemeinsam mit einem NTW alarmiert, z.B. wenn kein RTW verfügbar ist oder eine längere Anfahrt hätte, oder in bestimmten Situationen durch einen NTW nachgefordert, wie z.B. zur Analgesie.

Eine erste Auswertung zeigt, dass der HanseSani in den ersten fünf Wochen nach Start des Projekts bereits zu mehr als 330 Einsätzen alarmiert wurde. Bei ca. 68% der Einsätze wurde kein Transport in ein Krankenhaus durchgeführt. Es ist davon auszugehen, dass unter Inanspruchnahme der regulären rettungsdienstlichen Einsatzmittel der Großteil dieser Patienten in ein Krankenhaus transportiert worden wäre. Darüber hinaus konnte der HanseSani in 5% der Fälle als First Responder eingesetzt werden. Weitere Auswertungen hierzu laufen derzeit.

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