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Experten fordern Neuordnung der Rettungsdienstberufe

09.10.2024, 11:45 Uhr

Foto: Studieninstitut Westfalen-Lippe

Bertelsmann-Stiftung veröffentlicht Ergebnisse eines Panels


Die Bertelsmann-Stiftung hat die Ergebnisse eines Panels zur „Neujustierung der Kompetenzen und der Zusammenarbeit der rettungsdienstlichen Berufe“ veröffentlicht. Darin wird empfohlen, Prozesse zu vereinheitlichen, die Tätigkeitsprofile aufzuwerten und die Aufgaben effizienter zu verteilen. Autor des 36 Seiten umfassenden Papiers ist Dr. Matthias Gruhl.

Attestiert werden darin eine fehlende Effizienz und Effektivität der Notfallversorgung in Deutschland. Diese hätten gravierende Auswirkungen auf die personelle Situation im Rettungsdienst und würden durch die demografisch bedingten Herausforderungen zunehmend verschärft. Zudem fehle es oft an verlässlichen Alternativen jenseits von Rettungstransportwagen und Notarzteinsatzfahrzeugen – etwa an einem Ärztlichen Bereitschaftsdienst, Gemeindenotfallsanitäterinnen und -sanitätern, Notfallpflege oder notfallpsychiatrischen Teams, die für speziellere ambulante Notfallversorgungen rund um die Uhr disponiert werden könnten. Dies liege vor allem an einer größtenteils fehlenden Vergütungssystematik im SGB V. „Fehlende flächendeckende qualitätsgesicherte und standardisierte Ersteinschätzungen in den Leitstellen und fehlende Alternativen zur fallabschließenden Notfallbehandlung am Notfallort führen zu fehlenden medizinisch passgenauen Steuerungsmöglichkeiten und somit regelhaft zu einer ineffizienten Beschränkung des Leistungsspektrums des Rettungsdienstes auf die notfallmedizinische Versorgung vor und während eines somit alternativlosen Transportes in eine stationäre Weiterversorgung.“ Dabei seien Rettungsfachkräfte prädestiniert, die Übergabe der Versorgung an andere passgenaue Hilfsangebote im Gesundheits- oder Pflegebereich bzw. eine abschließende medizinische Behandlung – soweit möglich – selbstständig vorzunehmen. Der Rettungsdienst sollte deshalb gesetzlich und vergütungstechnisch als Partner mit erweiterter Handlungsbreite als Teil einer speziellen ambulanten Notfallversorgung ertüchtigt werden, heißt es in dem Papier.

Für die Berufe des Rettungsdienstes werden daher einheitliche und mit einem finanziellen Anreiz versehene Vorgaben gefordert, die eine bundes- bzw. landeseinheitliche Standardisierung unterstützen. Auch sei eine Konzentration der Leitstellen bzw. ein technischer und organisatorischer Zusammenschluss in Leitstellenverbünden aus qualitativer Sicht geboten, ebenso eine Ausdifferenzierung und Konkretisierung der Tätigkeitsprofile des Leitstellenpersonals (Calltaker, Dispatcher, Disponent). Die Rettungssanitäterausbildung sei mindestens um zwei Monate zu verlängern und in Anlehnung an die Notfallsanitäterausbildung zu modularisieren. Notfallsanitäterinnen und -sanitätern sollte eine höhere eigenständige Verantwortung übertragen werden, notärztliche Einsätze sich auf Fälle mit hoher Dringlichkeit beschränken. „Der flächendeckende Ausbau von telenotärztlicher Kompetenz erleichtert diese erweiterte Kompetenz der Notfallsanitäterinnen und -sanitäter, ist aber auch für notärztliche Einsätze in speziellen Situationen geboten.“ Vorgeschlagen wird zudem eine akademisierte Ausbildung zur Notfallsanitäterin B.Sc. bzw. zum Notfallsänitäter B.Sc., um fachlich umfassend für das gesamte Notfallspektrum zu qualifizieren. Gleichzeitig soll die notärztliche Kompetenz als höchste Qualifikation im Rettungsdienst stärker differenziert und auf höherem Niveau weitergebildet werden. Das Team um die ÄLRD sei zu stärken und verantwortlich für die Umsetzung von einheitlichen oder durch Fachgesellschaften vorgegebenen Standards, für das fachliche evidenzbasierte Qualitätsmanagement sowie organisatorisch und operativ für die Gewährleistung der Patientenversorgung nach dem Stand der jeweils aktuellen notfallmedizinischen Wissenschaft.

Das Papier steht hier zum Download zur Verfügung.

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