Der Fachverband Leitstellen e.V. hat auf dem 12. Symposium Leitstelle aktuell in Bremerhaven die sog. Bremerhavener Erklärung verabschiedet (Download). Darin fordert der Verband die flächendeckende Einführung verbindlicher und evidenzbasierter Standards für die Notrufbearbeitung in allen Integrierten Leitstellen im deutschsprachigen Raum. Zentrale Forderung ist die verpflichtende Nutzung standardisierter Notrufabfrageprotokolle, um eine einheitliche und nachvollziehbare Bearbeitung von Notrufen sicherzustellen. Solche Protokolle gelten laut Fachverband als unverzichtbares Instrument zur Fehlervermeidung und zur Erhöhung der Patientensicherheit. Nicht ausreichend seien dagegen strukturierte oder frei gestaltete Abfragen.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der verpflichtenden Durchführung der Telefonreanimation (T-CPR), deren lebensrettende Wirkung wissenschaftlich belegt sei. Ergänzend fordert der Verband den flächendeckenden Einsatz von Ersthelfer-Alarmierungssystemen (EHAS), die qualifizierte Ersthelfer über Apps direkt zum Einsatzort lotsen können – noch vor dem Eintreffen des Rettungsdienstes.
Zur Qualitätssicherung sollen zudem umfassende Qualitäts- und Risikomanagementsysteme etabliert werden. Dazu zählen unter anderem Critical Incident Reporting Systeme (CIRS), die Erfassung sogenannter „Never Events“ sowie datenschutzkonforme Maßnahmen durch die Träger der Leitstellen. Auch der Schutz vor IT-Ausfällen und Cyberangriffen müsse gewährleistet sein. Hier verweist der Verband auf das IT-Grundschutzprofil des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), das verpflichtend umgesetzt werden solle.
Darüber hinaus wird die stärkere Einbindung ärztlicher Leitungen in die Entwicklung von Protokollen und Richtlinien sowie eine gesetzliche Einstufung der Leitstellen als Kritische Infrastrukturen (KRITIS) im Bereich Staat und Verwaltung gefordert. Der Verband betont, dass die Umsetzung der Maßnahmen nicht von der Größe einer Leitstelle abhängig gemacht werden dürfe.