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Flächendeckende Digitalfunkstörung gefährdet Einsatzfähigkeit

09.05.2025, 12:14 Uhr

Foto: S. Dolshagen

TETRA-System offenbart Schwächen

Am Dienstag kam es bundesweit zu Ausfällen im Digitalfunk der BOS. Betroffen von den etwa zweistündigen Störungen war der Funkverkehr für Polizei, Feuerwehr und andere Einsatzdienste. Für die interne Kommunikation mussten die Einsatzkräfte zeitweise auf alternative Kommunikationsmittel wie Mobilfunk oder Messengerdienste und den Analogfunk ausweichen. Relevant war der Ausfall vor allem dort, wo neben dem Sprechfunk auch die Alarmierung der Einsatzkräfte per Melder über das TETRA-Netz läuft. Der Notruf über 112 und 110 war nicht betroffen, da er über ein anderes System betrieben wird.

Die Bundesanstalt für den Digitalfunk der Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BDBOS) teilte am Dienstagabend mit, dass es sich bei der Ursache um Netzwerkprobleme gehandelt habe, die direkt behoben werden konnten. Ein Cyberangriff habe ausgeschlossen werden können. 

Obwohl das Digitalfunksystem als relativ ausfallsicher eingestuft wird, zeigte es in diesem Fall deutliche Schwächen. Der Digitalfunk BOS basiert auf dem internationalen TETRA-Standard und ermöglicht eine bundesweite und organisationsübergreifende Kommunikation. Jedoch wird auch Kritik an er Übertragungsrate des in den 1990er-Jahren entwickelten Systems laut, die nicht mehr den Ansprüchen der heutigen Zeit genügte. Stephan Weh, Berliner Landesbezirksvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP), macht seinem Unmut zur Störung Luft: Der weitreichende Zusammenbruch des Digitalfunks sei „der Super-Gau“ für die Sicherheitsbehörden und zeige, „wie anfällig“ die digitale Infrastruktur sei. Er betonte zudem, wie gefährlich es sei, bei der Kommunikation auf ein einziges System zu setzen. 

Ebenso eindeutig fiel die Reaktion der Deutschen Feuerwehr-Gewerkschaft (DFeuG) aus, deren Sprecher Manuel Barth erklärte, der Ausfall sei eine „wuchtige Nummer“ gewesen und habe erheblichen Einfluss auf die Sicherheitsorgane genommen, von Ausfallsicherheit könne angesichts des Fehlens eines zweiten Systems nicht die Rede sein.

Seit 2023 ist eine zukunftsfähige Lösung im Gespräch, TETRA durch den Mobilfunkstandard der 5. Generation zu ergänzen, z.B. durch die Implementierung von Mission-Critical-Diensten auf Basis des 3GPP-Standards. Hierdurch sollen auch Livetelefonie und andere Breitbanddienste möglich werden. Es gibt auch Projekte, die diese Technik vereinzelt testen, jedoch fehlt es bislang an einer flächendeckenden Lösung. 

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