Laut den Ergebnissen eines Forschungsprojektes des IGES-Instituts über die Notfall- und Akutversorgung in Brandenburg werden in dem Bundesland überdurchschnittlich oft Rettungswagen zu Einsätzen alarmiert. Liege der Schnitt bundesweit bei 78 Mal je 1.000 Einwohner, seien es in Brandenburg 121 Mal je 1.000 Einwohner im Jahr 2018 gewesen. Auch würden besonders häufig die Notfallstellen der Krankenhäuser statt ambulante Angebote in Anspruch genommen werden. Während in Brandenburg 76% der Notfälle in Krankenhäusern behandelt würden, seien es im Bundesdurchschnitt nur 55% (Jahr 2017). Dafür seien laut den Ergebnissen des Forschungsprojektes zwei Faktoren entscheidend: zum einen der hohe Altersdurchschnitt in Brandenburg (es ist das Bundesland mit dem viertgrößten Anteil von Über-65-Jährigen), zum anderen die bundesweit niedrigste Arztdichte in dem Flächenland.
Laut den Studienautoren hat in Brandenburg die Zahl der Notfallrettungseinsätze in den Jahren 2008 – 2018 um fast 47% zugenommen. Eine Auswertung von Rettungsdienstdaten zeige jedoch, dass 40% dieser so versorgten Patienten nur sehr geringe Krankheitsschwere aufwiesen und einen RTW gar nicht benötigten. Sie hätten diesen möglicherweise nur mangels alternativer Transportmöglichkeiten bei akuten Beschwerden in Anspruch genommen. Es wird daher empfohlen, Transportalternativen zu schaffen und von den Leitstellen statt Rettungswagen auch Krankentransporte disponieren zu lassen. Mithilfe von Telenotärzten und einer weiteren Stärkung der Kompetenzen von Notfallsanitätern könnten zudem unnötige Notarzteinsätze verhindert werden. Zudem sollten die Rettungswachen konzentriert werden, denn von den 132, für die Daten vorlagen (insgesamt gibt es in Brandenburg 154 Rettungswachen), hatten 28 im Mittel weniger als eine Rettungsfahrt pro Tag. Die Autoren schlagen auch vor, die Luftrettung im Land weiter auszubauen.