Erleben Kinder ein Unglück oder einen Notfall, fehlen ihnen häufig die Erfahrung und Strategien, um das Erlebte zu verarbeiten. Sie benötigen Unterstützung, und zwar unabhängig davon, ob sie selbst das Notfallopfer waren oder indirekt betroffen sind. Deshalb sollten sowohl die Bezugspersonen, also in der Regel die Eltern, aber auch Lehrerinnen oder Vereinstrainer, als auch die Einsatzkräfte von Rettungsdienst, Feuerwehr und Polizei für einen angemessenen Umgang mit Kindern in bzw. nach Notfällen sorgen. Für sie hat Harald Karutz einen kompakten, mit vielen Beispielen und Fakten gefütterten Leitfaden vorgelegt. Er forscht sein mehr als 20 Jahren zur psychosozialen Notfallversorgung von Kindern und Jugendlichen und hat Studienergebnisse, wissenschaftliche Empfehlungen und Erfahrungen aus der Praxis zusammengetragen.
Als Professor für Psychosoziales Krisenmanagement liegt Karutz vor allem am Herzen, über Belastungsfaktoren aufzuklären und die verschiedenen Beteiligten sozusagen in ein Boot zu holen. Denn aktuell habe die psychosoziale Versorgungskette Lücken und die Bedarfe und Bedürfnisse von Kindern würden nicht ausreichend beachtet. Dies sei gerade in den letzten Jahren umso tragischer, da Kinder und Jugendliche infolge von Pandemie und Ukrainekrieg, aber auch Migration und Klimawandel einer hohen Gesamtbelastung ausgesetzt seien. Daher sei es laut Karutz bei Notfallerfahrungen „on top“ umso wichtiger, über Risikofaktoren informiert zu sein, Belastungsreaktionen zu erkennen und Bewältigungsstrategien zu vermitteln sowie hilfreiche Ressourcen zu aktivieren. Und hierzu müssten eben sowohl Laien wie professionelle Einsatzkräfte als auch pädagogische und psychosoziale Fachkräfte an einem Strang ziehen.
Daher hat Karutz ein einprägsames Konzept von fünf zentralen Figuren entwickelt, die für die fünf wichtigsten Maßnahmen zur psychischen Unterstützung stehen. Anhand dieser Figuren erklärt er den verschiedenen Zielgruppen, was sie für Kinder in Notfällen tun können. Sein Leitfaden enthält daher fokussierte Kapitel für Eltern und Angehörige, für Einsatzkräfte und für Akuthelferinnen und Akuthelfer. Sie finden im Buch auch eine Taschenkarte mit den Merkfiguren, um sich im Ernstfall die fünf zentralen Strategien in Erinnerung zu rufen.
Doch als Experte für Notfallpädagogik hat Karutz noch mehr Hilfestellung parat. Sein Konzept wird ergänzt von zwei übersichtlichen Postern, die alle Informationen aus seinem Leitfaden sammeln und bildlich repräsentieren. So werden alle hilfreichen Maßnahmen der Notfallvorsorge und -versorgung auf einen Blick verfügbar. Zudem eignen sich die Poster dazu, Kindern selbst Ratschläge und Informationen zu vermitteln. Das wichtige Ziel der Aufklärung über Notfälle, Belastungsreaktionen und Coping Strategien lässt sich damit verfolgen. Für Fachkräfte der Krisenintervention und Notfallseelsorge gibt es zudem ein passendes Material-Set, mit dem diese Psychoedukation durchgeführt werden kann. Auch dieses Set ist auf die durchgehenden Bilder und Symbole abgestimmt. Buch, Taschenkarte, Poster und Material-Set bieten so ein Gesamtkonzept, das jeder nach seinen Bedürfnissen zusammenstellen kann.