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„Wäre Debriefing ein Medikament, würde man es verbieten“

19.09.2007, 12:39 Uhr

Foto: M. Leitner

Studien stellen psychologische Soforthilfe in Frage

Wie die „Süddeutsche Zeitung“ in ihrer heutigen Ausgabe berichtet, stellen neue Studien die Psychologische Erste Hilfe stark in Frage. Schlimmer noch: In zwei Fachartikeln wird sogar behauptet, durch das Debriefing steige das Risiko für dauerhafte Narben auf der Seele. Diese Meinung vertritt auch Christoph Kröger, Klinischer Psychologe und Psychotherapeut an der Technischen Universität Braunschweig: „Früh einsetzende psychosoziale Interventionen haben sich als unwirksam oder sogar schädlich erwiesen.“

Der Psychiater Richard Mayou von der Universität Oxford hat den psychischen Zustand von traumatisierten Feuerwehrleuten durch die Sofortbehandlung untersucht. Ergebnis: Einer Kontrollgruppe, die nicht behandelt wurde, ging es besser. In anderen Studien hatte das Debriefing bestenfalls einen Nulleffekt. Auch die Psychologin Tanja Michael von der Universität Basel behauptet, dass ein Debriefing, die Gefahr, an einer posttraumatische Belastungsstörung zu erkranken, noch erhöhen würde. Die Soforthilfe tauge nur dann etwas, wenn sie nicht sofort einsetze. „Erst vier Wochen nach einem grauenhaften Ereignis lässt sich erkennen, ob jemand wirklich Hilfe benötigt oder nicht“, sagt Tanja Michael. Wie andere Experten auch sei sie davon überzeugt, dass es durch zu frühes Debriefing zu Retraumatisierungen komme.

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