In jüngster Zeit kursieren im Internet Ketten-Mails mit Tipps zur so genannten Husten-Wiederbelebung: Eine mehrseitige Präsentation schildert den Fall eines Menschen mit den Symptomen eines akuten Koronarsyndroms, der sich heftig hustend bis in die nächste Klinik rettet, um daraus den Schluss zu ziehen, dass jeder, der Herz- bzw. Thoraxschmerzen hat, sich schnellstens, alleine und heftig hustend auf den Weg ins nächste Krankenhaus machen soll. Dank der Hustenstöße bekomme der Körper mehr Sauerstoff, man unterstütze den Kreislauf und normalisiere den Herzrhythmus. Als Quelle für diese Empfehlung wird eine amerikanische Fachzeitschrift zitiert.
Die American Heart Association weist darauf hin, dass Husten-Wiederbelebung ein Sonderfall ist, der nur bei bewusstseinsklaren Patienten hilfreich sein kann. Im Rahmen von Herzkatheteruntersuchungen kann der Patient bei am Monitor beobachteten Rhythmusstörungen (wie Kammertachykardie oder Kammerflimmern) in den wenigen Sekunden vor Eintritt der Bewusstlosigkeit zum Husten aufgefordert werden. Das Husten unterstützt den zerebralen Blutfluss und kann Rhythmusstörungen beseitigen. Für die Laien-Reanimation ist die Husten-Wiederbelebung dagegen ungeeignet und stellt kein etabliertes Verfahren dar. Sie wird deshalb auch nicht in Aus- und Weiterbildungen gelehrt.
Sollte man nach dem Nutzen dieser Ketten-Mail gefragt werden, können man getrost die Löschtaste empfehlen und auf die üblichen Verfahren der Ersten Hilfe und Wiederbelebung verweisen. Von sachgerechter Lagerung, Sauerstoffgabe, Notruf, gezielter notärztlicher Diagnostik und Therapie und einem ärztlich begleiteten Rettungstransport in die nächste, mit Interventionsmöglichkeiten ausgestatte Klinik hat ein Koronarpatient mit Sicherheit bessere Chancen, als auf die vermeintlichen Vorteile heftigen Hustens zu vertrauen. (St. Bosch)
Wiederbelebung: Husten bis der Arzt kommt?
08.08.2008, 16:24 Uhr