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Baden-Württemberg wertet Notfalleinsätze ohne Notarztbeteiligung aus

21.07.2020, 13:25 Uhr

Foto: R. Schnelle

SQR-BW legt Qualitätsbericht 2019 vor


Die Stelle zur trägerübergreifenden Qualitätssicherung im Rettungsdienst Baden-Württemberg (SQR-BW) hat ihren Qualitätsbericht für das Jahr 2019 vorgelegt. In die Auswertung flossen erstmals 631.670 Datensätze aus der Einsatzdokumentation von Rettungswagen ein. Somit sind auch Qualitätsindikatoren von Notfalleinsätzen ohne Notarztbeteiligung enthalten. Aus ihnen geht hervor, dass davon in 75.059 Fällen (11,9%) eine ambulante Versorgung vor Ort erfolgte. Die Zahl der Fehleinsätze betrug 63.243 (10,0%). In 89.026 Fällen (14,1%) parenteraler Zugang gelegt, in 97.617 Fällen (15,5%) eine Infusion und in 17.730 (2,8%) ein Medikament verabreicht.

Eine Blutzuckermessung bei Bewusstseinsstörung wird bei Notarzteinsätzen in ca. 86% der Fälle angewendet, erneut häufiger als im Vorjahr (ca. +4%). Insbesondere bei Reanimationen wird sie deutlich häufiger durchgeführt (+10%). Bei Einsätzen ohne Notarztbeteiligung beträgt das Indikatorergebnis hingegen nur 71%, hier ist insbesondere das anteilige Ergebnis bei Verletzungen vergleichsweise niedrig. Bei initial bewusstseinsgeminderten Kindern wird generell seltener eine Blutzuckermessung durchgeführt als bei Erwachsenen.

Auch die Dispositionsqualität wurde wieder ausgewertet. Demzufolge wird besonders der ST-Hebungsinfarkt mit knapp 92% sehr häufig mit einem passenden Einsatzstichwort versehen. Beim akuten zentral-neurologischen Defizit sind es knapp 85%, beim Herz-Kreislauf-Stillstand hingegen nur etwa 56%. Insbesondere bei den Diagnosen Polytrauma/schwerverletzt und Sepsis muss berücksichtigt werden, dass diese bei vielen, auch unspezifischen Einsatzstichworten, möglich sind. Die Zahl der Notarztnachforderungen ist im Vergleich zu den Vorjahren rückläufig. In einer Leitstelle wurde die Alarm- und Ausrückordnung komplett überarbeitet, was zu einer deutlichen Senkung der Nachforderungsrate geführt hat. Bei Verletzungen wird insgesamt deutlich häufiger ein Notarzt nachgefordert als bei Erkrankungen, bei denen jedoch die Gruppen Abdomen und Gynäkologie/Geburtshilfe über dem Durchschnitt liegen. Therapiebedürftige Schmerzen, die insgesamt häufig Notarztnachforderungen verursachen, dürften hierfür in besonderem Maße mitverantwortlich sein. Die Notarzteinsätze bei den häufigsten Erkrankungen (ZNS, Herz-Kreislauf, Atmung) sind zu hohen Anteilen indiziert. Verletzungen hingegen sind überwiegend leicht bis mittelschwer mit M-NACA-Werten kleiner vier. Wie auch im Vorjahr sind die Ergebnisse nachts besser als tagsüber.

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