Sowohl in Notfalleinsätzen als auch im Krankentransport treffen Rettungskräfte häufig auf chronisch Erkrankte. Dabei können die chronischen Krankheiten einerseits der Einsatzgrund sein, etwa bei akuten Schmerz- oder Symptomkrisen. Andererseits können die gesundheitlichen und funktionellen Beschwerden der Patienten Begleitumstand eines anderen Notfallereignisses sein. Die chronische Erkrankung liegt dann „nur“ nebenbefundlich vor, beeinflusst aber gegebenenfalls das therapeutische Vorgehen. Schon eine Blutungskontrolle kann eventuell schwierig sein, Medikamentenwirkungen sind verändert oder eine Immobilisation kann kontraindiziert sein. Auch kann eine andere Zielklinik notwendig werden. 

Die Berührungspunkte sind also vielfältig und Rettungskräfte sollten daher geeignete Strategien für einen professionellen Umgang mit häufigen und seltenen chronischen Erkrankungen entwickeln. Daher hat sich Tobias Sambale diesem Thema angenommen und einen praxisorientierten Überblick zu chronischen Patienten vorgelegt. Darin stellt er die epidemiologischen, gesellschaftlichen und gesundheitspsychologischen Aspekte chronischer Erkrankungen dar und konzentriert sich sodann auf die in Notfallsituationen relevanten Symptome und Besonderheiten. Dabei geht er auch auf die verschiedenen Medizinprodukte und einige seltener eingesetzte Medikamenten ein, mit denen chronisch Erkrankte behandelt werden. Den Schwerpunkt bilden somit Kurzbeschreibungen der Symptome und präklinischen Therapiemöglichkeiten bei Mukoviszidose, chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, rheumatologischen Erkrankungen oder Krebspatienten u.v.m.

Sein Buch „Chronisch kranke Patienten“ erscheint jetzt als vierter Band der Reihe „Besondere Personengruppen im Rettungsdienst“. Diese stellt die medizinischen, technischen, taktischen, aber auch die psychosozialen Spezifika verschiedener Personengruppen dar. Die Reihe sei laut Sambale ideal für sein Thema, weil gerade bei lang andauernden oder sich akut verschlechternden Erkrankungen auch psychosoziale Krisen auftreten. Zudem seien Dauerpatienten und deren Angehörige in der Regel sehr gut über ihre Krankheit informiert oder hätten vielfältige – nicht immer positive – Erfahrungen mit dem Gesundheitssystem. Dies verlange besonderes kommunikatives Gespür. Letztlich machten es laut Sambale auch der demografische Wandel und die Personalnot notwendig, eine personenzentrierte Patientenversorgung anzubieten. Mit dem jetzt von ihm zusammengetragenen Fachwissen und den konkreten Handlungsempfehlungen und Tipps wolle er dazu einen Beitrag leisten.