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Die 2010er ERC-Reanimationsleitlinien sind da

22.10.2010, 16:25 Uhr

Foto: St. Trappe/JUH

Wenige, aber markante Änderungen

Am vergangenen Montag wurden weltweit die Leitlinien zur kardiopulmonalen Reanimation (CPR) in der aktuell überarbeiteten Version veröffentlicht, in Europa durch den European Resuscitation Council (ERC). Die Erkenntnisse aus zahlreichen wissenschaftlichen Untersuchungen und auch das Wissen von über 300 Experten sind eingeflossen. Im Vergleich zu den 2005er-Leitlinien des ERC haben sich nur an einigen, dafür an besonders markanten Punkten, die Empfehlungen geändert. Von nicht zu unterschätzender Bedeutung ist die Aussage, dass Leitstellendisponenten in der Erkennung des Kreislaufstillstands und in der telefonischen Anleitung von Reanimationsmaßnahmen speziell geschult werden sollen. Bei den Basismaßnahmen wird große Betonung auf eine optimale Herzdruckmassagetechnik gelegt. Die bei Erwachsenen anzustrebende Drucktiefe beträgt nun 5-6 cm, die Arbeitsfrequenz soll über 100/min liegen, aber nicht schneller als 120/min.

Sonst ist bei den Basismaßnahmen vieles beim Alten geblieben, auch vom Verhältnis 30:2 wird nicht abgewichen. Eine Reanimation allein durch Herzdruckmassage, also ohne Beatmung, wird nur für spezielle Situationen empfohlen und ist somit kein Standardverfahren! Die Pausen vor einer Defibrillation müssen maximal verkürzt werden. Nach Abbruch der Herzdruckmassage sollen Analyse, Sicherheitsblick und Schock innerhalb von wenigen Sekunden erfolgen, damit die Herzdruckmassage nach spätestens 5 Sekunden wieder begonnen werden kann. Dies ist derzeit in der Regel nur mittels manueller Analyse und nicht mit Halbautomatischen Defis zu erreichen! Bei den erweiterten Maßnahmen ist erwähnenswert, dass Atropin nicht mehr Teil des Reanimationsalgorithmus ist und dass Adrenalin und Amiodaron gemeinsam sofort nach einem dritten Defibrillationsversuch empfohlen werden. Auch die Rolle des Sauerstoffs wird in den Leitlinien diskutiert. Heutzutage kann es als falsch angesehen werden, Sauerstoff unkritisch in hohen Konzentrationen einzusetzen. Beispielsweise könnte eine Hyperoxämie beim unkomplizierten Infarkt schädlich sein. Auch soll die Reanimation reifer Neugeborener zunächst mit Raumluft begonnen werden. Eine Vielzahl von Detailempfehlungen ist gegenüber den CPR-Leitlinien aus dem Jahr 2005 unverändert geblieben. Es gibt auch deshalb keinen Grund, die Umsetzung der 2010er ERC-Empfehlungen in der rettungsdienstlichen Praxis auf einen Tag X zu verschieben. Die Aussagen sind bereits gültig und können und sollen vom Teamchef umgesetzt werden. Die Leitlinien können bereits jetzt in deutscher Sprache auf der Internetseite des German Resuscitation Council nachgelesen werden, RETTUNGSDIENST wird im Januarheft Schwerpunkte vorstellen. (RS)

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