Nach Einschätzung des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) muss sich Deutschland beim Bevölkerungsschutz besser auf große Krisensituationen vorbereiten. „Wir müssen eine nationale Strategie entwickeln und umsetzen, die die Widerstandsfähigkeit der Bevölkerung und des ganzen Landes gegenüber großen Krisenszenarien stärkt. Dabei müssen wir auch die Bevölkerung zur Selbst- und Nachbarschaftshilfe befähigen“, sagte DRK-Präsident Dr. Rudolf Seiters vergangene Woche beim DRK-Sommersymposium „Der Mensch im Mittelpunkt – Impulse für einen zukunftsfähigen Betreuungsdienst“, das unter der Schirmherrschaft der Staatssekretärin im Bundesinnenministerium, Dr. Emily Haber, steht. In diesem Rahmen betonte Seiters, dass die Selbst- und Nachbarschaftshilfe der Bevölkerung vor Ort keineswegs in Konkurrenz zum nationalen Krisenmanagement stehen dürfe. Vielmehr handele es sich um zwei sich ergänzende und notwendige Systeme, wobei jedes für sich über finanzielle, materielle und personelle Ressourcen verfügen sollte. Deshalb sollte die Selbst- und Nachbarschaftshilfe einen größeren Stellenwert erhalten, um den Zeitraum bis zum Eintreffen professioneller Einsatzkräfte zu überbrücken.
Staatssekretärin Haber sagte, dass zur guten Vorbereitung auf Gefährdungslagen eine enge Kooperation der staatlichen Stellen in Bund, Ländern und Kommunen, mit den Hilfsorganisationen und der Wirtschaft notwendig sei. „Vor allem aber brauchen wir auch zukünftig viele hunderttausend Bürgerinnen und Bürger, die sich ehrenamtlich engagieren, damit im Ernstfall bundesweit weiterhin professionell Hilfe geleistet werden kann. Ehrenamtliches Engagement ist eine urdemokratische, aktive Teilhabe am gesellschaftlichen Geschehen. Sie muss daher erhalten und gefördert werden“, so Haber weiter.
Christian Reuter, DRK-Generalsekretär, erklärte, dass der Bevölkerungsschutz in Deutschland zu über 90% von ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern getragen werde und damit weltweit einzigartig sei. Vor diesem Hintergrund finde das Ehrenamt mit Recht in der neuen Konzeption zivile Verteidigung der Bundesregierung seine besondere Erwähnung. Mit rund 275.000 ehrenamtlichen Führungs- und Einsatzkräften in den Bereitschaften, der Bergwacht, der Wasserwacht sowie der Wohlfahrts- und Sozialarbeit bilde das DRK den großen Teil des Rückgrates des Bevölkerungsschutzes. Eine Unterstützung erfolge dabei durch rund 25.000 Rotkreuz-Schwestern und über 100.000 weitere hauptamtliche DRK-Mitarbeiter. (Scholl)