S+K Verlag
Der einzige Fachverlag für
Notfallmedizin in Deutschland.
Bücher, Zeitschriften und Nachrichten
rund um das Thema Rettungsdienst.

DRK-Rettungswache Meisenheim testet neues Desinfektionsverfahren

25.10.2023, 12:13 Uhr

Foto: P. Köhler/DRK

Hohe Keimreduktion durch Aerosole


Bislang praktizieren die Mitarbeitenden des DRK-Rettungsdienstes Rheinhessen-Nahe die manuelle Wischdesinfektion. Für eine gründliche Beseitigung von Bakterien und Viren benötigt ein Team ungefähr zwei Stunden pro Fahrzeug. Dazu müssen alle Schubladen ausgeräumt, alle Oberflächen desinfiziert und anschließend mit klarem Wasser nachgewischt werden. Diese Methode ist in den meisten Rettungsdiensten langjähriger Standard.

Das Team der DRK-Rettungswache in Meisenheim nahm sich nun unter der Leitung von Notfallsanitäter und Desinfektor Frank Mayer der Validierung des Desinfektionssystems SteraMist® an und führte eine vom Hersteller begleitete Studie durch. Das System verwendet ein Aerosol, das durch Vernebelung im Patientenraum des RTW verteilt wird. Der Wirkstoff iHPTM (Ionized Hydrogen Peroxide) enthält Hydroxylradikale, die aufgrund ihrer chemischen Struktur, geringen Partikelgröße (0,03 μm) und negativen Ladung schneller und effizienter wirken als Wasserstoffperoxid. Dadurch werden binnen Sekunden Krankheitserreger durch Oxidation ihrer Lipide, Proteine oder Kohlenhydrate unschädlich gemacht und hartnäckige Bakterien beseitigt. Materialien und empfindliche Ausrüstung würden nicht beschädigt, sodass Schränke und Schubladen nicht ausgeräumt werden müssen. Die gesamte Anwendungszeit für einen RTW beträgt 20 – 30 min: 10 min für die Ausbringung des Aerosols, 7 – 15 min Einwirkzeit und weitere 3 – 5 min für das Lüften. Im Gegensatz zu scharfen Desinfektionsmitteln bleiben lediglich Sauerstoff und etwas erhöhte Luftfeuchtigkeit zurück, was den Arbeitsschutz verbessert.

Um sicher zu gehen, dass die Methode auch vollumfänglich wirksam ist, validierte Mayer das Verfahren in insgesamt drei Durchgängen. Die Wirksamkeit wurde anhand des äußerst widerstandsfähigen Bakteriums Geobacillus stearothermophilus getestet. Als Ergebnis kann ein Keimreduktionsfaktor von 99,9999% festgehalten werden.

Aktuell wird dieses Desinfektionsverfahren mit mobilen Geräten vor Ort durchgeführt. In den USA und Kanada werden jedoch bereits feste Einbaugeräte eingesetzt. In Deutschland soll das Erste noch in diesem Jahr ausgeliefert werden. Für den DRK-Rettungsdienst Rheinhessen-Nahe war die interne Studie ein erfolgreicher Test. Nun muss in Zukunft geklärt werden, wie das Desinfektionssystem finanziert wird.

Mehr zum Thema Desinfektion von Rettungsmitteln erfahren Sie in RETTUNGSDIENST 8/2023

Stumpf + Kossendey Verlag, 2024
KontaktRSS Datenschutz Impressum