Der berüchtigte Ausbildungsanbieter und Krankentransporteur Medicent e.V. wirft das Handtuch. Der Verein hat heute bei der Hamburger Feuerwehr die sofortige Geschäftsaufgabe für den Krankentransport erklärt und seine Genehmigungsurkunde zurückgegeben. Daraufhin erfolgte der sofortige Entpflichtungsbescheid. Medicent ist damit offiziell raus aus dem Hamburger Krankentransport. Dies bestätigte nun die Hamburger Feuerwehr. Der Vereinsvorsitzende Michael Schönherr bekundete diese Absicht auf Anfrage schon vor einigen Tagen gegenüber RETTUNGSDIENST. Eine gleichlautende Erklärung gab Schönherr gegenüber dem Ersatzkassenverband VdAK ab, dem er in einem Anhörungsverfahren wegen strittiger Rechnungen Rede und Antwort stehen musste. Geplant war der Ausstieg für Ende Juli. Den verbliebenen Mitarbeiter wurde zu diesem Termin auch gekündigt.
Inzwischen wurde auch bekannt, dass der Verein seine Fahrzeuge an diverse Interessenten verkaufte. Gleiches gilt nach Angaben von Insidern auch für seine sämtlichen Ausbildungsmaterialien. Der Verein ist damit ausgeschlachtet. Es ist daher davon auszugehen, dass Medicent auch dem Ausbildungsmarkt Lebewohl sagt.
Der Entschluss des Vereins kam ziemlich überraschend. Nachdem Medicent erst kürzlich vier weitere Konzessionen für KTW beantragt hatte, schien es so, als wolle der Verein sogar noch expandieren. Nun kam auf einmal die Kehrtwende. Begründet wird dies vom Vereinschef mit dem Verhalten der großen Krankenkassen. In einem Kündigungsschreiben an seine Mitarbeiter formuliert es Schönherr so: „Inzwischen nutzen diese Kassen jeden erdenklichen ‚Trick‘, nicht einmal mehr 48 Euro für eine Beförderung zu vergüten“. DAK, AOK und die Barmer weigerten sich seit Monaten, die Leistungen Medicents angemessen zu vergüten. Da eine Besserung nicht in Sicht sei, müsse man sich eben von den Mitarbeitern trennen.
Das scheint aber nur die halbe Wahrheit zu sein. Denn es dürfte sich auch bis in die Vereinsräume herum gesprochen haben, nicht zuletzt durch die umfangreiche Berichterstattung in diversen Medien, dass verschiedene Behörden und die Politik auf das Geschäftsgebaren Medicents aufmerksam geworden sind. (F. Sommer)
Mehr zu diesem Thema erfahren Sie demnächst im RETTUNGSDIENST.
Ende der Geschichte: Medicent gibt auf
30.06.2006, 10:00 Uhr
Aufatmen in der Hamburger Rettungsdienstszene