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Flying Interventionalist kommt mit dem Hubschrauber ins Krankenhaus

05.12.2017, 14:56 Uhr

Foto: M. Schepers

Neues Schlaganfall-Forschungsprojekt in München ausgeschrieben


Mit dem Projekt Flying Interventionalist (FIT) soll in Bayern eine weltweit neuartige Versorgung beim Schlaganfall erprobt werden. Zu diesem Zweck wurde nach der Bewilligung durch den Bayerischen Krankenhausplanungsausschuss die Durchführung von Hubschrauberflügen vom Städtischen Krankenhaus München ausgeschrieben. Der Flugbetrieb soll am Standort München-Harlaching, an dem sich auch das ADAC-Luftrettungszentrum „Christoph 1“ befindet, erfolgen. Von dieser für den Nachtflug zugelassenen Flugbetriebsfläche soll ein separater Hubschrauber starten, der den JAR-OPS 3 entspricht und nach Instrumentenflugregeln (IFR) bei nahezu allen Wetterbedingungen eingesetzt werden kann sowie mit einem Piloten und einem hochspezialisierten Neuroradiologen des TEMPiS-Netzwerks besetzt werden soll. TEMPiS steht für Telemedizinisches Projekt zur integrierten Schlaganfallversorgung in der Region Süd-Ost-Bayern.

Mit dem Einsatzhubschrauber, dessen Muster und medizinische Ausrüstung nicht näher benannt wurden, soll an zufällig ausgewählten 26 Wochen im Jahr an sieben Tagen in der Woche rund um die Uhr (7/24) der spezielle Facharzt für Neuroradiologie schnellstmöglich in die erstaufnehmende Klinik geflogen werden, um dort die Patienten mit Schlaganfall vor Ort zu untersuchen und anschließend zu behandeln. Nach der Behandlung soll der Neuroradiologe zurück zu seinem Standort nach München-Harlaching fliegen, wobei der Patient in der Zielklinik verbleiben soll. In den anderen Wochen soll die Schlaganfallbehandlung auf konventionellem Weg erfolgen, d.h. Verlegung in ein medizinisches Zentrum nach München oder Regensburg zur Versorgung des äußerst zeitkritischen Schlaganfalls. Mit dem FIT-Projekt soll der Nachweis erbracht werden, dass die schnelle Behandlung des Schlaganfalls durch einen Spezialisten, der zum Patienten kommt, effektiver ist, als die herkömmliche Methode mit Verlegung in ein medizinisches Zentrum.

Sollte sich nach einer Halbjahreszwischenbilanz bereits der Nutzen des FIT eindeutig nachweisen lassen, wird die Übernahme in die Regelversorgung erwogen. Andererseits besteht auch die Möglichkeit, bei äußerst negativen Ergebnissen (hohe Komplikationsrate) das FIT-Projekt vorzeitig abzubrechen. Es wird davon ausgegangen, dass durch den Flying Interventionalist jährlich bis zu 300 Patienten im TEMPiS-Netzwerk behandelt werden und damit gegenüber dem konservativen Vorgehen 100 min bei der Versorgung des Schlaganfalls eingespart werden können. Darüber hinaus können die Patienten in ihrem Heimatkrankenhaus bleiben, was die weitere Behandlung und auch die Betreuung durch Angehörige deutlich erleichtert. (Scholl)

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