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Haftstrafen für Katastrophenschützer

24.10.2012, 09:18 Uhr

Foto: THW

Italienisches Gerichtsurteil trifft auf Unverständnis

In erster Instanz wurden sieben Erdbebenforscher und Katastrophenschützer in Italien wegen Totschlags zu je sechs Jahren Haft verurteilt. Ein Gericht in L’Aquila hatte argumentiert, es sei erwiesen, dass die Fachleute „ungenau, unvollständig und widersprüchlich“ informiert hätten. Am 31 .März 2009 hatte ein schweres Erdbeben der Stärke 6,3 große Teile des mittelalterlichen Städtchens in den Abruzzen zerstört. Mehr als 10.000 Häuser brachen zusammen, ganze Wohnblocks fielen in sich zusammen. In den Trümmern kamen insgesamt 309 Menschen ums Leben.

Die Wissenschaftler – Mitglieder der „Risikokommission“ – hätten eine falsche Einschätzung der potentiellen Gefahren gegeben und trügen damit eine Mitschuld, so der Richter Marco Billi, der sogar noch über das von der Staatsanwaltschaft geforderte Strafmaß hinausging. Das Urteil sorgte weltweit für Empörung. Die Kommission werde nun zum Sündenbock gemacht, wie viele Kritiker argumentieren. Die Schuld liege vielmehr bei der Stadtverwaltung und den Bauherren, die nicht erdbebensicher gebaut hätten. Eine präzise Vorhersage lasse sich für Erdbeben nicht machen, so argumentieren auch Experten vom Kieler Geomar-Institut. Es gebe zwar Anzeichen für Naturkatastrophen, allerdings könne man nicht „zwei und zwei zusammenzählen“, so Peter Herzig, Direktor von Geomar, in einem Interview mit dem „Hamburger Abendblatt“, sodass dann „einfach vier“ herauskomme.

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