Von den Überschwemmungen im Südosten Europas sind insgesamt mehr als eine Million Menschen betroffen. Die Zahl der Toten steigt weiter: In Bosnien und Serbien sind bislang mindestens 44 Menschen den Fluten zum Opfer gefallen. Bosnien erlebt derzeit das schlimmste Hochwasser seit 120 Jahren. Deutschland hat Serbien und Bosnien-Herzegowina Unterstützung angeboten, u.a. sind das Technische Hilfswerk (THW), der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) und „@fire“ vor Ort im Einsatz.
Rund 30 Kilometer südwestlich der serbischen Hauptstadt Belgrad hat das THW in der Region Kolubara die erste Hochleistungspumpe in Betrieb genommen. Eine weitere wird gerade aufgebaut. Mit den Großpumpen können die Helferinnen und Helfer bis zu 25.000 Liter Wasser in der Minute aus den überfluteten Gebieten pumpen. In der betroffenen Region wird vor allem Braunkohletagebau betrieben, einer der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren des Landes. „Wir sind froh, dass wir jetzt an der Einsatzstelle sind und unsere Pumpen laufen. An unserem Standort leisten wir einen wichtigen Beitrag, die technische Infrastruktur aufrecht zu erhalten“, sagt Christian Ruf, Teamleiter des High Capacity Pumping (HCP)-Moduls aus Nordrhein-Westfalen. Auch in Bosnien hat der Dauerregen verheerende Folgen. Seit Samstag ist das HCP-Modul mit THW-Kräften aus dem Landesverband Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland unterwegs, um dort beim Kampf gegen die Wassermassen zu helfen.
Neben dem THW engagiert sich auch der ASB und die Hilfsorganisation „@fire Internationaler Katastrophenschutz Deutschland e.V.“ in den Überschwemmungsgebieten. Der ASB stellt zunächst 30.000 Euro Soforthilfe den betroffenen Menschen zur Verfügung und wird nach eigenen Angaben auch Decken, Schlafsäcke, Kleidung und andere dringend benötigte Hilfsgüter an die Familien verteilen, die ihr Zuhause verloren haben. „Die Verteilung der Hilfsgüter kann zurzeit nur über Boote und durch die Luft erfolgen“, berichtet Ivan Marin, Leiter des ASB-Länderbüros in Serbien. Nach dem Rückgang der Wassermassen wird der ASB die Betroffenen beim Wiederaufbau unterstützen. „@fire“ hat ein siebenköpfiges Team mit zwei Fahrzeugen und Ausrüstung in die Hochwasserregion nach Bosnien entsendet. Auf Anforderung der Partnerorganisation „Help – Hilfe zur Selbsthilfe e.V.“ sind die Katastrophenhelfer mit mehreren Pumpen, Stromerzeuger, Handwerkszeug und Sanitätsmaterial ausgestattet, um der Bevölkerung zu helfen.
Ein Ende der Hochwasserkatastrophe auf dem Balkan ist nicht in Sicht. Dutzende Städte in Bosnien und Serbien stehen unter Wasser. Nach Berichten der „Süddeutschen Zeitung“ wurden aus der serbischen Stadt Obrenovac nördlich von Belgrad alle 20.000 Einwohner vorsichtshalber in Sicherheit gebracht. „Bei Obrenovac gaben die Deiche nach, die das größte Kraftwerk des Landes umgeben. In Bosnien waren 60.000, in Serbien sogar 95.000 Haushalte von der Stromversorgung abgeschnitten.“ Weiter heißt es, die Lage entlang des Flusses Save, der durch Nord-Bosnien und West-Serbien fließt, sei weiterhin kritisch – zehntausende Menschen hätten ihre Häuser verlassen müssen und 100.000 Haushalte seien ohne Strom. Eine zusätzliche Gefahr für Helfer und Betroffene stellen zehntausende Landminen aus dem Bosnien-Krieg dar, die nun freigeschwemmt werden. Etliche Minen sind bereits explodiert.