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In Baden-Württemberg steigt die Zahl der Notarztnachforderungen

25.07.2019, 12:08 Uhr

Foto: R. Schnelle

SQR-BW legt neuen Qualitätsbericht vor


Die Stelle zur trägerübergreifenden Qualitätssicherung im Rettungsdienst Baden-Württemberg (SQR-BW) hat ihren Qualitätsbericht für das vergangene Jahr veröffentlicht. Die in dieser Tiefe bundesweit einmalige Erfassung der rettungsdienstlichen Daten liefert immer wieder bemerkenswerte Ergebnisse. So benötigen die RTW in Baden-Württemberg z.B. von der Alarmierung bis zur Abfahrt bzw. zum Abflug in der Hälfte der Fälle bis zu 75 Sekunden zum Einsatzort, in jedem 20. Fall etwas über drei Minuten. Bei notarztbesetzten Rettungsmitteln, bodengebunden wie luftgestützt, dauert das Ausrücken teilweise über 5 Minuten. Erfreulich sei, heißt es in dem Bericht, „dass bei allen Rettungsmitteltypen der Wert für die Ausrückzeit in 95% der Fälle im Vergleich zum Vorjahr gesunken ist“. Werden RTW von der Wache alarmiert, sind die Ausrückzeiten kürzer als von unterwegs, z.B. während einer Übergabe am Krankenhaus.

Sowohl für notarztbesetzte Rettungsmittel als auch für RTW können für das Jahr 2018 die kürzesten Fahrzeiten der letzten fünf Jahre verzeichnet werden. In der Hälfte der Fälle werde der Einsatzort in beiden Kategorien in knapp über sechs Minuten erreicht. Notarztbesetzte Rettungsmittel brauchen in jedem 20. Fall länger als 13 Minuten, RTW knapp mehr als 14 Minuten. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Rettungsdienstbereichen seien aber vergleichsweise groß. Verlängert hat sich hingegen die Prähospitalzeit. Sie dauert in der Hälfte aller Fälle max. 48 Minuten und knapp 84 Minuten in jedem 20. Fall.

Die Leitstellen schätzen die später vor Ort anzutreffende Situation wie in den Vorjahren überwiegend korrekt ein. Sowohl bei der richtigen Einsatzindikation als auch bei der Notarztindikation treffe die Einschätzung bzw. Entsendung in mehr als drei von vier Fällen zu. Der leichte Rückgang der Notarztindikation bedeute keine Verschlechterung der Qualität, sondern sei auf veränderte Rechenregeln zurückzuführen. Die Notarztnachforderung steige im Vergleich zum Vorjahr weiter an, auf nun über 23%.

Die Kapnometrie bzw. Kapnografie bei Atemwegssicherung habe sich bei den häufiger durchgeführten Intubationen um 1% und bei den selteneren anderen Wegen der Atemwegssicherung um 2% verbessert. Je öfter an einem Notarztstandort Atemwegssicherungen durchgeführt werden, desto häufiger erfolgte auch eine kapnometrische bzw. kapnografische Überwachung. Die Anwendung des Standardmonitorings bei Notfallpatientinnen und Notfallpatienten sei im Vergleich zum Vorjahr ebenfalls gestiegen, auf nunmehr 85 %. Insbesondere habe sich die Anzahl abgeleiteter EKG erhöht. Je kritischer der Patientenzustand, desto häufiger erfolge das Standardmonitoring. Die Blutzuckermessung bei Bewusstseinsstörung erfolgt in 82% der Fälle. Bei Reanimationen werde sie jedoch nach wie vor zu selten durchgeführt (nur in knapp jedem zweiten Fall). Bei Vorhandensein bzw. Anlage eines parenteralen Zugangs werde der Indikator in über 87% erfüllt, ohne diesen hingegen in weniger als 51%.

Die Ergebnisse für die leitliniengerechte Versorgung befinden sich insgesamt weiter auf vergleichsweise niedrigem Niveau. Während beim ST-Hebungsinfarkt das Ergebnis auf etwa 62% leicht gesunken sei, sei es bei Polytrauma/Schwerverletzten auf knapp 65% gestiegen. Die Kapnografie wird bei 74 von 100 Reanimationen angewendet. Bei ROSC-Patientinnen und -Patienten werde in 83% eine Kapnografie angewendet. Bei Einlieferung unter laufender Reanimation erfolgt dies in 87% der Fälle und damit deutlich häufiger als im Vorjahr. Die Wiederkehr eines Spontankreislaufs bei Krankenhausaufnahme erlangen 35% der Reanimierten. Abhängig vom ersten EKG-Befund zeigen sich jedoch erhebliche Unterschiede: Patientinnen und Patienten mit einem absoluten Herzstillstand (Asystolie) erreichen nur in einem von fünf Fällen wieder einen Spontankreislauf, während dies bei Kammerflimmern bzw. Kammerflattern in etwa drei von fünf Fällen gelingt. Eine kurze Eintreffzeit der Rettungsmittel und viele durch Ersthelferinnen und Ersthelfer begonnene Reanimationen führen zu einer Zunahme primär erfolgreicher Reanimationen.

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