Vom 9. bis 13. Oktober 2023 besuchten vier Rettungskräfte der Johanniter-Unfall-Hilfe Wien im Rahmen des „Erasmus+“-Austauschprogrammes die Johanniter-Akademie in Hannover. Bereits im Jahr zuvor trat ein Team der Johanniter-Akademie Niedersachsen/Bremen die Reise nach Wien an, um sich einen Eindruck von der Arbeit ihrer österreichischen Kollegen zu verschaffen. Ziel des Besuches in Hannover war es nun, einen Einblick in das Angebot der Akademie zu erhalten sowie die Aufstellung und Durchführung des Rettungsdienstes in Niedersachsen kennenzulernen. Die Hannoveraner haben für ihre Gäste aus Wien ein vielseitiges Programm zusammengestellt, in dem sie die Einsätze auf dem RTW thematisierten, einen Test am Fahrsimulator und Übungsszenarien im Christoph-Life-Hubschrauber-Simulator durchführten sowie das Virtual-Reality-Medienlabor vorgestellt wurde.
Getroffen haben sich die Teams bereits im Jahr 2018 im Rahmen eines anderen internationalen Austausches, mittlerweile haben zwei der Wiener Kollegen 2021 an der Akademie im sog. OrgL-Kurs eine Fortbildung zum Organisatorischen Leiter Rettungsdienst absolviert. Moritz Rüter, hauptberuflicher Notfallsanitäter und ehrenamtlicher Mitarbeiter für EU-Projekte an der Johanniter-Akademie, konnte nach einem ersten Wien-Besuch bereits im Mai 2023 für zwei Wochen die Kollegen bei ihren Einsätzen begleiten. Für das Verständnis, wie Rettungsdienste in anderen Ländern funktionieren, seien diese Austausche eine gute Gelegenheit, so Rüter. Zudem seien für beide Seiten mögliche Forschungsprojekte von großem Interesse. Die Wiener Johanniter seien in der Forschung sehr fortschrittlich. Das Programm „Erasmus+“ schaffe den Raum, gemeinsam Ideen auszuloten und zu entwickeln, erklärt Einsatzoffizier Martin Müller, der den Austausch maßgeblich organisiert.
Besonders inspirierend empfanden die Wiener Gäste die Möglichkeiten der virtuellen Welten und der Notfallmedizin in Gefährdungslagen, die sich auf die Arbeit der Rettungsdienste in Kooperation mit Sicherheitskräften wie Bundeswehr oder Polizei konzentriert. Die VR-Technologie werde im „Research & Innovation Center“ in Wien auch gerade für Großschadenslagen entwickelt, aber im Sinne der Notfallmedizin in Gefährdungslagen arbeite man noch nicht so eng mit den Sicherheitskräften zusammen, wie es in Hannover der Fall sei, erläutert Georg Aumayr, Leiter der Forschung.
Die Wiener Johanniter hätten für das Jahr 2024 bereits erste Ideen, ihre niedersächsischen Kollegen in die Praxis einzubinden, verriet Müller. Unter anderem sei eine Übung eines Großschadensereignisses geplant. Akademie-Leiter Kersten Enke sah dort bereits eine Kooperationsmöglichkeit, so könne der vor Ort verfügbare Gerätewagen-Sanität (GWSan) eingesetzt werden.