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Köln baut den Rettungsdienst grundlegend um

04.02.2020, 08:20 Uhr

Foto: S. Drolshagen

Notfall-KTW, Telenotarzt, Ersthelfersystem und Notrufabfragesystem werden eingeführt


Die Stadt Köln will auf die derzeitigen Schwierigkeiten im Rettungsdienst (Fachkräfteengpässe, Nicht-Erreichung der Hilfsfrist, steigende Anzahl von Sonderrechtsfahrten, Abarbeitung von nicht-lebensbedrohlichen Einsätzen mit Personal und Einsatzmitteln der Notfallrettung usw.) reagieren und hat dazu ein „Gestuftes Notfallsystem“ (GVS) als Strategiepapier entwickelt. Darüber hinaus soll ergänzend dazu ein Projekt mit der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNo) mit dem Ziel durchgeführt werden, Hilfeersuchen, die über die Notrufnummer 112 eingehen, an das vertragsärztliche System weiterzuleiten.

Mit dem GVS will Köln auf die seit 2014 um rund 18,3% gestiegenen Einsatzzahlen nicht weiterhin mit zusätzlichen RTW und NEF reagieren. Auswertungen der Zahlen des Reanimationsregisters sowie des Kölner Infarktprojektes (KIM) hätten Hinweise darauf ergeben, dass die Zahl der lebensbedrohlichen Notfälle nicht angestiegen sei. Mit der elektronischen Datenerfassung (DoktaR) im Einsatzdienst sowie einer Dispositionsunterstützung in der Leitstelle sollen nicht-lebensbedrohliche Hilfeersuchen bereits in der Leitstelle so klassifiziert werden können, dass sie ohne Einhaltung der Hilfsfrist von 8 Minuten von Notfall-KTW ausreichend und zweckmäßig bedient werden können. Dies habe man mit einer Pilotphase bereits vertretbar erprobt. Das Risiko für den Patienten, dass er doch ein Notfallpatient ist, werde dadurch verkleinert, dass die Eintreffzeit innerhalb von 20 Minuten geplant und umgesetzt werde. Der im Rettungsdienstbedarfsplan dargestellte Mehrbedarf werde zum einen durch eine modifizierte Vorhaltedauer vorhandener RTW und zum anderen durch insgesamt drei zusätzliche RTW und 4,5 zusätzliche N-KTW bedarfsgerecht gedeckt. Bestandteil des GVS ist zudem der Aufbau eines Ersthelfersystems inklusive entsprechender Apps.

Gemeinsam mit der KVNo hat die Stadt Köln das Projekt „Komplementäre Notfallversorgung“ initiiert, bei dem eine intensivere Zusammenarbeit realisiert stattfinden soll. Damit sollen u.a. die Erreichbarkeit der Telefonnummer 116117 auf 24 Stunden ausgeweitet werden, sogenannte Partnerpraxen eingerichtet werden, die bereit sind, tagsüber Patienten, die sich beim Rettungsdienst melden, zu übernehmen und die Zusammenarbeit zwischen Arztrufzentrale und der Leitstelle der Feuerwehr durch die gleiche Abfragestruktur und einen Datenaustausch verbessert werden (inkl. gemeinsamer Schulungsmaßnahmen). Das Projekt werde vom Gesundheitsministerium des Landes NRW evaluiert.

Nach Angaben der Stadt Köln unterstützen die Krankenkassen die Pläne. Eine entsprechende einvernehmliche Lösung sei im Dezember 2019 bereits erzielt worden. Der Rat soll die Anpassung des Rettungsdienstbedarfsplanes unter dem Vorbehalt, dass die haushaltstechnische Finanzierung der entstehenden Mehrbedarfe sichergestellt ist, am Donnerstag beschließen (Beschlussvorlage 3381/2019).

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