Leistungsorientierte Bezahlung im Öffentlichen Dienst? Bei der Rettungsdienstkooperation der Kreise in Schleswig-Holstein (RKiSH) ist das keine Zukunftsmusik mehr, sondern bereits umgesetzt. Doch die zusätzlichen Prämien werden keineswegs nach persönlichem Empfinden des jeweiligen Vorgesetzten verteilt, sondern nach einem objektiven System errechnet. „Die Berechnungsgrundlagen und die daraus resultierenden Leistungsprämien sind bei den Teams mittlerweile voll akzeptiert“, erläutert RKiSH-Geschäftsführer Michael Reis die Stimmung innerhalb seiner Organisation.
Vom Gesetzgeber werden seit Jahren leistungsorientierte Gehälter für Mitarbeiter gefordert, die nach TVöD (Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes) bezahlt werden. Seitdem sind etliche öffentlich-rechtliche Arbeitgeber auf der Suche nach einem gerechten Vergütungsprinzip oder zahlen das dafür vorgesehene Geld nach dem „Gießkannen-Prinzip“ aus. „Das aber wollten wir auf keinen Fall“, erklärt Angela Hoyer, die das RKiSH-System mit entwickelt hat. „Wir wollten tatsächlich eine objektivierbare und an tatsächlicher Leistung orientierte Bezahlung.“
Und so ist das LOB-System gestaltet: Für die zusätzlichen Prämien stehen dem RKiSH insgesamt etwa 130.000 Euro zur Verfügung, diese entsprechen einem Prozent der gesamten Jahresentgeltsumme (Personalkosten), die in drei unterschiedlich großen Töpfen aufgeteilt sind. In Topf 1 sind Gelder für Mitarbeiter, die neben ihrer Tätigkeit als Rettungsassistent dauerhaft eine zusätzliche Funktion ausüben, z.B. als Lehrrettungsassistent oder QM-Beauftragter. Topf 3 beinhaltet Prämien für Mitarbeiter, die im betreffenden Jahr an einem speziellen Projekt teilgenommen haben. Der größte Topf 2, in dem sich etwa 65% der Gelder befinden, betrifft jedoch die Auslastung der Rettungswachen. Je nach Häufigkeit der Einsätze pro Jahr werden die Wachen in die Kategorien A, B und C unterteilt. Leistungsprämien werden hier fast ausschließlich an Rettungsassistenten der A-Wachen ausgeschüttet, da diese Mitarbeiter besonders viele Einsätze im Jahr fahren. Berücksichtigt werden aber auch Rüstzeiten, Fahrtzeiten und Auslastung des Personals. „Wir sehen darin ein Stück gerechte Bezahlung. Wer häufig im Dienst ist und zudem häufig Einsätze fährt, bekommt so einen finanziellen Ausgleich für den zusätzlichen Stress“, beschreibt Angela Hoyer die Philosophie hinter dem System. „Reich“ wird durch die LOB jedoch niemand. Angesichts eines durchschnittlichen Jahreseinkommens in Höhe von 27.500 Euro relativiert sich eine zusätzliche Prämie von einigen hundert Euro. Allerdings gilt sie durchaus als motivierendes Zeichen.