In der Hamburger Lokalausgabe der heutigen „Bild“-Zeitung wird in einem großen Artikel das dubiose Ausbildungsgebaren des inzwischen bundesweit bekannten Ausbildungsanbieters Medicent dargestellt (RETTUNGSDIENST berichtete mehrfach). Unter der Überschrift „Unsere Ausbildung zum Sanitäter ist Betrug“ erheben zahlreiche ehemalige Auszubildende schwere Vorwürfe gegen den Verein.
So schildert z.B. ein ehemaliger Praktikant von einer Fahrt im KTW mit einem Lungenkrebspatienten, der plötzlich unter Sauerstoffmangel litt. Weder er noch der neben ihm sitzende Rettungssanitäter konnten jedoch mit der Atemeinheit umgehen. Das Fahrzeug musste stoppen, damit die Fahrerin die Sauerstoffzufuhr in die Hand nahm. Ein ehemaliger Auszubildender von Medicent beklagte die mangelnde Akzeptanz der Ausbildung des Vereins bei anderen Rettungsdienstunternehmen. Bei seiner Suche nach einem Rettungswachenpraktikum hörte er überall: „Medicent-Leute nehmen wir nicht“. Für diese Diagnose hat laut „Bild“ der Vereinsvorsitzende Michael Schönherr eine einfache Erklärung: „Wenn die Leute keine Praktikumsplätze finden, liegt es an ihnen selbst“.
Inzwischen werden die Vorgänge um den Verein immer mysteriöser. So hatte letzte Woche ein noch unbekannter Auftraggeber versucht, durch fingierte Nachsendungsaufträge die Post von ehemaligen Medicent-Auszubildenden, die sich jetzt im Rechtsstreit mit dem Verein aus der Dehnheide befinden, an die Adresse des Vereins umzuleiten. Die sechs Betroffenen wurden erst durch die Auftragsbestätigung der Deutschen Post auf diesen geplanten „Postraub“ aufmerksam. Nachdem deswegen mehrere Strafanzeigen erstattet wurden, ermitteln nun Kriminalpolizei und die Deutsche Post. (F. Sommer)
Medicents Ausbildungsmethoden haben es in die „Bild“-Zeitung geschafft
16.05.2006, 10:00 Uhr
Dubiose Nachsendeaufträge an die Vereinsanschrift