Die Landeshauptstadt München beabsichtigt, den Sanitätsdienst auf dem Münchener Oktoberfest erstmals seit Bestehen des größten Volksfestes in Deutschland nicht mehr an das Rote Kreuz zu vergeben. In einer europaweiten Ausschreibung hat ein privater Rettungsdienst mit Sitz in der bayerischen Landeshauptstadt, die Aicher Ambulanz Union, offenbar das günstigere Angebot abgegeben. Die Neuvergabe des Sanitätsdienstes würde sich auf den Zeitraum von 2018 bis 2021 beziehen. Offiziell verkündet werden soll die Entscheidung der Stadt am 30. April. Der Kreisverband München des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) ist über die Absicht der Stadt naturgemäß alles andere als begeistert und will, wie aus einer Mitgliederinformation hervorgeht, sogar mit nicht näher bezeichneten „rechtlichen Schritten“ gegen eine solche Entscheidung vorgehen. Die Hauptkritik des BRK dreht sich jedoch um die Punkte „Kosten“ und „Qualität“. Das Rote Kreuz, so die Hilfsorganisation auf Anfrage, habe den Oktoberfestdienst stets lediglich mit einer „schwarzen Null“ kalkuliert, das Angebot der Firma Aicher sei daher als „unterfinanziert“ zu bewerten. Diesem Vorwurf tritt das Privatunternehmen, das seit mehr als 30 Jahren in München aktiv und seit langem auch in den öffentlichen Rettungsdienst integriert ist, mit Entschiedenheit zurück: „Wir haben ein seriöses, transparentes Angebot mit einer nachvollziehbaren Kalkulation abgegeben.“ Was die Qualität der medizinischen Versorgung der Wiesn-Besucher betrifft, so argumentiert das BRK, dass die Betreuung einer Veranstaltung dieser Größenordnung „ein hohes Niveau an Verfügbarkeit, Personalqualifikation, Teamerfahrung und Leistung voraussetzt“. Dafür stünden die rund 1.000 Sanitäter und 70 Ärzte, die bisher jährlich zum Einsatz gekommen waren. Ob ein anderer Anbieter so viele Ressourcen – vor allem vor dem Hintergrund des Personalmangels in der Branche – aufbieten könne, erscheine dem Roten Kreuz unwahrscheinlich. Die Aicher Ambulanz Union befürchtet hingegen keine personellen Defizite und damit auch keine Gefahr für eine effiziente medizinische Betreuung der Großveranstaltung. „Wir haben“, so das Unternehmen, „auch eine gemeinnützige Gesellschaft, die seit Bekanntwerden unserer Teilnahme am Oktoberfest zahlreiche Zusagen von Interessierten erhalten hat, sich am Dienst – auch ehrenamtlich – zu beteiligen.“ Beim Einsatz von Festangestellten würden selbstverständlich alle gesetzlichen steuer- und sozialversicherungsrechtlichen Vorschriften eingehalten. Wir werden dazu noch ausführlich berichten. (POG)
Münchener Oktoberfest 2018 erstmals ohne das Rote Kreuz?
20.04.2018, 14:50 Uhr
Privater Rettungsdienst für Sanitätsdienst vorgesehen