Die Universitätsmedizin Mainz ist nun auch in der Antarktis aktiv, wo im Winter zwischen Januar und Oktober in völliger Isolation bei klirrender Kälte bis –84 °C und permanenter Dunkelheit in einer reizarmen und extrem monotonen Umgebung und einem Leben auf engstem Raum mit simulierten und sehr realitätsnahen Szenarien die notfallmedizinische Versorgung durch Laien erforscht und entwickelt wird. Da das Überleben auf der französisch-italienischen Forschungs- und Polarstation in vielerlei Hinsicht bemannten Langzeitmissionen im All ähnelt, sollen die Ergebnisse langfristig in die Raumfahrt einfließen. Insbesondere für die notfallmedizinische Versorgung bei der geplanten 520 Tage andauernden Marsmission werden die gewonnenen Erfahrungen und das Konzept bedeutsam sein. Dabei steht im Fokus, dass viele Herausforderungen und Experimente, die im alltäglichen Leben von Experten übernommen werden, sowohl auf der Polarstation als auch in der Raumfahrt von den Crew-Mitgliedern gemeistert werden müssen – dazu zählt auch die Frage, wie Notfälle ohne professionelle Hilfe zu managen sind, da weder ein Expertenteam zum Patienten gebracht werden kann, noch eine Evakuierung möglich ist.
Das neue Forschungsprojekt wurde am Donnerstag im Simulatorzentrum der Universitätsmedizin Mainz von einer Gruppe um Univ.-Prof. Dr. Dr. Wolf Mann, Direktor der Hals-, Nasen-, Ohren-Klinik und Poliklinik – Plastische Operationen, und Univ.-Prof. Dr. Christian Werner, Direktor der Klinik für Anästhesiologie, vorgestellt. Sie hat als eine von wenigen Arbeitsgruppen in Deutschland die Zusage zur Teilnahme am Forschungsprogramm der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) in der Polarstation „Concordia“ erhalten. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) fördert das Projekt mit Mitteln in Höhe von 250.000 Euro. Im Anschluss an die beeindruckende Präsentation des Projektes und des Konzepts wurde in einem Simulatortraining das Vorgehen demonstriert. Im Anschluss bekamen auch die zahlreichen Journalisten die Möglichkeit, sich in einem Trainingsdurchgang selbst ein Bild von der realitätsnahen Darstellung von Szenarien und der notfallmedizinischen Versorgung durch Laien zu machen.
RETTUNGSDIENST wird in einer der kommenden Ausgaben ausführlich über das innovative und internationale Forschungsprojekt berichten. (Scholl)