Nach einem Bericht der „Märkischen Oderzeitung“ registrieren und kritisieren Mitarbeiter bei den Rettungsdiensten ein „wachsendes Anspruchsdenken der Anrufer“ der „112“ im Land Brandenburg. Die Fälle, die sich im Nachhinein als harmlos herausstellten, beliefen sich auf rund drei Fälle im Monat – in dieser Zeit sind die Rettungskräfte dann für wirklich lebensbedrohliche oder schwerwiegende Einsätze nicht verfügbar. Die Zeitung zitiert Lutz Freudenberg von der Regionalleitstelle Lausitz (Cottbus), der berichtete, dass „die Menschen“ „etwas wehleidiger geworden“ seien, vor allem in den Ballungsgebieten. Hier würde man schon „bei Husten, Schnupfen oder Heiserkeit zum Telefon greifen“. Dies stehe im Kontrast zu Dorfbewohnern, die erst dann den Ernst der Lage begriffen hätten, wenn „sie schon den Kopf unter dem Arm tragen“ würden.
Die Tendenz sehen auch Mitarbeiter anderer Leitstellen. Sven Kobelt, Leiter der Kreisleitstelle in Eberswalde, bestätigt den Trend für Barnim. In bestimmten Zeiten seien 75 Prozent der Einsätze eben solche, bei denen „der Patient auch am nächsten Tag zu seinem Hausarzt hätte gehen können.“ Auch in Frankfurt Oder herrscht laut Zeitungsbericht häufig ein Anspruchsdenken vor. Selbst der Sprecher der Brandenburger Notärzte im Rettungsdienst, Karsten Nimtz, bestätigt dies: Es stelle sich häufig heraus, dass „Patienten sich einfach mal durchchecken“ lassen wollten. Die seit April bundesweit geltende Telefonnummer des Bereitschaftsdienstes der Kassenärztlichen Vereinigungen („116 117“) sei vielen Menschen einfach noch nicht bekannt.