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Patienten mit akutem Herzinfarkt rufen viel zu spät den Notarzt

07.10.2005, 14:40 Uhr

Foto: BilderBox

Nach einem akuten Herzinfarkt beträgt in Deutschland die durchschnittliche Dauer vom Beschwerdebeginn bis zum Eintreffen im Krankenhaus 225 Minuten – vor 10 Jahren waren es noch 166 Minuten, kritisiert Tagungspräsident Prof. Dr. Jochen Senges, Ludwigshafen, auf dem deutschen Kardiologen-Kongress in Dresden. Daten des großen bundesweiten MITRA-PLUS-Registers mit rund 30.000 Herzinfarktpatienten zeigen sogar eine kontinuierliche Zunahme der Prähospitalzeit im vergangenen Jahrzehnt. Besonders schlimm sieht es bei der erst im Jahr 2000 neu definierten Form des Herzinfarkts aus, dem Nicht-ST-Hebungsinfarkt: Hier liegt die PHZ sogar bei 540 Minuten. Eine Studie am Herzzentrum Ludwigshafen konnte belegen, dass mit rund 60 Prozent der weitaus größte Anteil der Prähospitalzeit-Verlängerung durch patientenbedingte Verzögerungen entsteht. Vor allem ältere Patienten, Frauen und Patienten, die durch Begleiterkrankungen wie Diabetes und Schlaganfall ein besonderes Risiko für Koronarerkrankungen tragen, haben eine längere PHZ. Auch Patienten nach Bypass-Operation kommen später in die Klinik.

Besonders alarmierend ist das Fehlverhalten von Herzinfarktpatienten am Wochenende und während der Nachtstunden. Trotz starker Brustschmerzen wird mit einem Notruf viel zu lange zugewartet, um die Versorgung durch einen fremden Notarzt zu vermeiden. Hier besteht besonders dringlicher Aufklärungsbedarf. Längere Prähospitalzeiten finden sich auch in Regionen mit geringerer Bevölkerungsdichte. Dringender Rat: Bei mehr als 5 Minuten Brustschmerzdauer sollte der Notarzt gerufen werden.

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