Der dubiose Ausbildungshandel des Hamburger Vereins Medicent könnte viel größere Ausmaße haben als bisher angenommen. Aus einer Antwort des Hamburger Senates auf eine schriftliche Anfrage der SPD-Abgeordneten Tanja Bestmann (Foto, li.) geht hervor, dass der Verein 106 Klagen gegen junge Menschen vor Hamburger Amtsgerichten eingereicht habe. 23 Verfahren seien aktuell noch anhängig. Ob diese Zahlen stimmen, ist schwer zu eruieren. Michael Schönherr, Vereinsvorsitzender von Medicent, war zu keinem Kommentar bereit.
Mitglieder des Arbeitskreises Gesundheit der SPD-Bürgerschaftsfraktion trafen sich inzwischen mit ehemaligen Auszubildenden des Vereins und ihren Angehörigen im Hamburger Rathaus. Dabei berieten Bestmann und die Hamburger Anwältin Dr. Anja Matthies, die inzwischen 15 Mandanten gegen Medicent vertritt, die Problemlage der jungen Menschen. Während Bestmann sich darum kümmert, dass sich die Behörden intensiver mit den Vorkommnissen um Medicent beschäftigen, bürstet Matthies die Klagen des Vereins inzwischen reihenweise vor Gericht ab. Bestmann hat dabei auch die Arbeit der Staatsanwaltschaft im Auge. „Angesichts der hohen Anzahl von Betroffenen ist die Staatsanwaltschaft aufgefordert, mit Hochdruck den Verdachtsfällen nachzugehen“, fordert die SPD-Politikerin. Die Anwältin Matthies resümiert. „Solange die Behörden die jungen Leute nicht schützen können, müssen wir dies als Anwälte eben tun.“
Aufgerüttelt wurden die Politiker auch durch einen großen Artikel im Lokalteil der „Bild“ -Zeitung zum Thema Medicent. Auch der NDR recherchiert weiterhin zum Thema und beabsichtigt, am 31. Mai 2006 einen Beitrag im „Hamburg-Journal“ zu senden. Die Hamburger Bürgerschaft beschäftigt sich an diesem Tag mit der Neuregelung der Rettungssanitäterausbildungen in der Elbmetropole.
Politik beschäftigt sich mit Medicent
23.05.2006, 13:05 Uhr
Angeblich 106 Klagen