S+K Verlag
Der einzige Fachverlag für
Notfallmedizin in Deutschland.
Bücher, Zeitschriften und Nachrichten
rund um das Thema Rettungsdienst.

Rettungsdienst der Berliner Feuerwehr „nur bedingt rechtzeitig einsatzbereit“

30.11.2022, 13:24 Uhr

Foto: K. von Frieling

Rechnungshof mahnt dringende Veränderungen an


In dem heute veröffentlichten Jahresbericht 2022 des Berliner Rechnungshofes wird der Rettungsdienst der Feuerwehr als „nur bedingt rechtzeitig einsatzbereit“ beschrieben. Bei der Berliner Feuerwehr seien dringend Veränderungen notwendig. Rettungswagen würden nur in 55,3% der Fälle innerhalb von 10 Minuten am Einsatzort sein und damit die Feuerwehr ihr selbstgestecktes Ziel, in 90% der Einsätze innerhalb von 10 Minuten einzutreffen, unterschreiten. Der Grund dafür seien die steigenden Einsatzzahlen, die in den Jahren von 2010 bis 2019 um 44% gestiegen seien.

Der Rechnungshof hat auf Basis der Einsatzzahlen im Jahr 2018 ermittelt, dass rechnerisch zusätzlich 66 RTW und 24 Noteinsatzfahrzeuge erforderlich wären, um das selbstgesteckte Ziel zu erfüllen. Für eine Besetzung der Fahrzeuge rund um die Uhr wären zudem über 1.000 zusätzliche Dienstkräfte notwendig. Ob dies tatsächlich notwendig sei, hänge auch davon ab, ob und in welchem Maße es gelingt, durch verschiedene organisatorische Maßnahmen errechnete Mehrbedarfe zu reduzieren. Daher sei auch ermittelt worden, welche Aufgaben die Dienstkräfte im Rettungsdienst neben ihrer Einsatztätigkeit erledigen müssten, z.B. für die Reinigung der RTW. Dieser Anteil liege mit fast 30% der Arbeitszeit weit über dem bisher angenommenen Wert. Zahlreiche Überstunden seien die Folge.

Als Optimierungsmöglichkeiten wird vom Rechnungshof u.a. angeregt, für mehrere Aufgaben eingeschränkt einsatzfähige Dienstkräfte einzusetzen (Tagesergänzungskraft). In der Berliner Feuerwehr seien mehr eingeschränkt dienstfähige Dienstkräfte vorhanden als ausfinanzierte Funktionen in den sogenannten rückwärtigen Bereichen (Einsatzleitstelle, allgemeine Verwaltung, technische Dienste, Logistik etc.) zur Verfügung stehen. Für die Aufgabe „Medizinische Beladung“ wird vorgeschlagen, entweder verschließbare Schränke oder „Automaten“ für Kleinmaterial in Absprache mit den Krankenhäusern in den dortigen Rettungsstellen zu deponieren. Eine Materialnachrüstung könne durch das Informationssystem RIKS an die Wache gemeldet werden, damit dort die Materialschränke oder Automaten aufgefüllt werden können. Um die Dienstkräfte des Rettungsdienstes bei der Aufgabe „Rettungsmittel reinigen“ zu entlasten, könnten Tagesergänzungskräfte diese Aufgabe übernehmen und ggf. einen Ersatz-RTW für den Einsatz vorbereiten, der dann mit einem aus dem Einsatz kommenden RTW getauscht werde. Die Materialbestellung und -lagerung ließe sich durch die Einführung von Lagerhaltungsstandards und eines geeigneten intelligenten Warenwirtschaftssystems verbessern.

Stumpf + Kossendey Verlag, 2024
KontaktRSS Datenschutz Impressum