Am vergangenen Freitag begann in Rheinland Pfalz eine insgesamt 26-stündige Stabsrahmenübung, die ohne Unterbrechung durchgeführt wurde. Das Übungsszenario war dramatisch: In Ludwigshafen, einer der größten zusammenhängenden Chemiestandorte der Welt, wurde ein extremes Rheinhochwasser erwartet. Die Überflutung des gesamten Stadtgebietes stand kurz bevor. Die 167.000 Einwohner zählende Stadt musste evakuiert werden, darunter auch vier Krankenhäuser und zehn Altenheime. Ein großer Chemiekonzern leerte seine Lagertanks für chemische Substanzen. In den Abendstunden dann das Schreckensszenario: Ein Kesselwagen mit chemischen Flüssigkeiten kollidierte im Ludwigshafener Hauptbahnhof mit einem Personenzug, dadurch wurden 300 Personen verletzt, die Chemikalien traten aus und kontaminierten die Einsatzstelle.
Dieses Szenario musste von den Führungsstäben der Städte Ludwigshafen und dem benachbarten Frankenthal als Stabsrahmenübung bewältigt werden. Die hochwassererfahrenen Rheinanlieger, die mit realen Hochwasserszenarien durchaus vertraut sind, standen hier vor einer völlig neuen Herausforderung. Erstmals wurden Teilbereiche des Führungsstabes in die Landesfeuerwehr- und Katastrophenschutzschule (LFKS) nach Koblenz ausgelagert. Dort hatte man den Technischen Einsatzleitungen der Regionen mit den Simulationsprogrammen „SAFER“ und „SIRA“ völlig neue Lern- und Übungsmöglichkeiten kreiert. Mit „SAFER“ wurde das Unglücksszenario im Ludwigshafener Bahnhof simuliert. Virtuell galt es, die 300 Betroffenen zu sichten und deren Versorgung zur organisieren. „SIRA“, ein Simulationsprogramm, das seit vielen Jahren bei der Bundeswehr zur Simulation großer Truppenbewegungen verwendet wird, wurde den Anforderungen des Bevölkerungsschutzes angepasst und lieferte die Simulation der Bewegung der im Einsatz befindlichen Einheiten und dem Ablauf der Evakuierung. (Th. Trütgen)