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Streit um Reanimation

11.08.2010, 10:29 Uhr

Foto: P. Knacke

Internist und Notarzt geraten aneinander

Am 31. Juli wurde ein 81-jähriger Patient aus der Alzeyer Nervenklinik zur Dialyse in die Praxis von Dr. L. gebracht, der diesen bereits seit mehreren Wochen behandelt. Nach eigenen Angaben seitens Dr. L. sei der Patient in einem zunehmend schlechten Zustand gewesen. Auch an diesem Samstag, so dass er die Dialyse nach zwei Stunden abbrechen musste, „weil der Patient sterbend war“, so Dr. L. Es wurde ein Krankenwagen zur Praxis gerufen, damit der Patient zurück in die Nervenklinik gebracht wird, um dort zu sterben. Der Patient sei laut Dr. L. dann aber bereits im Krankenwagen gestorben: „Er war tot – davon habe ich mich überzeugt.“ Die RTW-Besatzung hätte dann angekündigt, dennoch einen Notarzt zu rufen. „Das können Sie machen, sagte ich, aber der soll bitte ohne Blaulicht vorfahren und auch nicht versuchen, den Patienten zu reanimieren“, schildert Dr. L. die Situation. Daraufhin sei Dr. L. dann wieder in seine Praxis gegangen.

Kurz darauf erschien der Notarzt mit eingeschaltetem Martinshorn. Als Dr. L. dies hörte, sei er wieder zurück zum Krankenwagen gelaufen und habe gesehen, wie die beiden Rettungsassistenten versuchten, den Patienten zu reanimieren. Mit den Worten: „Sie haben hier gar nichts zu sagen“, versperrte der Notarzt Dr. F. nach Angaben von Dr. L. den Weg und ließ ihn nicht zu seinem Patienten. „Daraufhin habe ich ihm einen Stoß versetzt und bin in den Krankenwagen, um diesen unsäglichen Aktionismus zu beenden. Ich habe den Sanitätern gesagt, dass sie aufhören sollen. Ich war der einzige vor Ort, der wusste, worum es geht“, fasst Dialyse-Arzt Dr. L. das Geschehen zusammen.

Jetzt muss er sich gegenüber der Bezirksärztekammer und der Polizei verantworten, denn Notarzt Dr. F. hat ihn wegen Körperverletzung und Beleidigung angezeigt, die Staatsanwaltschaft ermittelt. Der Notarzt Dr. F. ist immer noch von der Aktion seines Kollegen irritiert: „Normalerweise einigt man sich in so einem Fall problemlos auf eine palliativmedizinische Versorgung, aber ich bin ja noch nicht mal in den Wagen gekommen, weil mir Dr. L. einen Bodycheck verpasst hat. Ich habe bis Mittwoch gewartet, ob sich Dr. L. bei mir meldet, um die Situation aufzuklären. Da nichts passierte, habe ich der Polizei die Vorwürfe bestätigt.“

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