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Studie untersucht Phänomen „Gaffer“

21.10.2022, 12:27 Uhr

Foto: P. G. Knacke

Strafverfolgung von Schaulustigen bleibt Herausforderung


In einer neuen Studie des DRK wird das Gaffen am Einsatzort als zunehmende Herausforderungen für den Rettungsdienst thematisiert. Die Ergebnisse basieren auf neun leitfadengestützten Experteninterviews mit erfahrenen DRK-Einsatzkräften. Die ehren- und hauptamtlichen Kräfte wurden u.a. danach gefragt, wie häufig sie Gaffer beobachten, welche Gründe sie vermuten und wie sie Rechtslage und Schutz vor Gaffern einschätzen. Laut Befragten habe insbesondere die stetige Verfügbarkeit von Smartphones und die damit einhergehende schnelle Verbreitung von Inhalten die Entwicklung vorangetrieben. Die Hemmschwelle, das Handy zu zücken und Bilder vom Einsatzgeschehen zu machen, sei niedriger geworden, besonders bei Jugendlichen, erklärt als einer der Befragten Andy Feig, Rettungsdienstleiter und Leiter Bevölkerungsschutz aus Sachsen. Diese Wahrnehmung spiegelte auch DRK-Generalsekretär Christian Reuter, Gafferei sei nicht nur ethisch verwerflich, sondern behindere den Rettungseinsatz. Deswegen bedürfe es weiterer gesetzlicher Sanktionen sowie einer stärkeren Sensibilisierung der Bevölkerung.

Zwar wurde im letzten Jahr § 201a StGB zum Schutz des höchstpersönlichen Lebensbereiches und der Persönlichkeitsrechte angepasst. Seither ist u.a. das Fotografieren und Filmen Verstorbener mit einer Geld- oder Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren sanktioniert. Aus der DRK-Studie geht allerdings hervor, dass die Umsetzung in der Strafverfolgung weiterhin eine Herausforderung bleibe, obwohl die Ermittlungsbehörden zunehmend für das Thema sensibilisiert würden. Hier fehle es offenbar auch an Personal. Damit die Persönlichkeitsrechte der Notfallpatienten geschützt und die Arbeit der Rettungskräfte nicht durch Gaffer behindert werden, müssten Einsatzkräfte häufig zusätzliche Ressourcen aufbringen. Damit Zugangswege nicht behindert würden und keine zusätzliche Zeit verloren gehe, müsste dann auch die Hilfe der Polizeikräfte in Anspruch genommen werden, so eine weitere Befragungsteilnehmerin.

Ergebnisse und mögliche Lösungsansätze zum Problem lassen sich in der vom ehemaligen DRK-Bundesarzt Prof. Peter Sefrin initiierten Studie nachlesen.

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