Im Fokus der Berichterstattung über die baden-württembergische Landeshauptstadt Stuttgart in den letzten drei Jahren stand neben dem Bahnhofsprojekt „Stuttgart 21“ immer wieder die mangelhafte rettungsdienstliche und notärztliche Versorgung der Bevölkerung. RETTUNGSDIENST berichtete hierüber immer wieder. Nicht eingehaltene Hilfsfristen und heftige Verteilungskämpfe sorgten für bundesweites Aufsehen – nicht nur in der Fachpresse. Dabei gibt es nun Erfreuliches zu berichten: Erstmals seit Jahren soll im Januar 2011 die doppelte Hilfsfrist für Notarzt und Rettungsdienst (diese beträgt in Baden-Württemberg in der Regel 10, in Ausnahmefällen höchstens 15 Minuten) eingehalten worden sein, wie der städtische Krankenhausausschuss Mitte Februar verlautbaren ließ. Neue RTW- und NEF-Standorte sowie das Aufgeben des seit mehr als 35 Jahren bestehenden rotierenden Notarzt-Systems haben offensichtlich zu dieser Verbesserung beigetragen. Weitere bedarfsgerechte Anpassungen sollen folgen.
Fast unbemerkt von der Öffentlichkeit und der Politik bahnt sich in Stuttgart ein weiterer Wandel an, der offensichtlich an den etablierten Hilfsorganisationen vorbei geht. Der Krankentransport, der in ganz Baden-Württemberg durch bilaterale Verhandlungen zwischen Kostenträgern auf der einen Seite und Leistungserbringern auf der anderen Seite geregelt wird, wurde bislang eher stiefmütterlich behandelt. Wartezeiten von bis zu neun Stunden waren in der Vergangenheit keine Seltenheit, wie lokale Medien immer wieder aufdeckten. Getan hatte sich in der Vergangenheit nur wenig.
Seit Kurzem ist jedoch eine Verbesserung in Sicht: Nachdem die Blockade-Haltung des DRK bei der Ausrüstung von Krankentransportwagen privater Betreiber mit BOS-Funk durch eine Anweisung des Sozial- und des Innenministeriums aufgebrochen wurde – das DRK hatte sich dabei immer wieder auf seinen Sicherstellungsauftrag aus den 60er Jahren berufen –, drängen nun neben den etablierten Organisationen wie ASB, DRK und JUH weitere Betreiber auf den Stuttgarter Krankentransport-„Markt“: Neben der auf den Fildern ansässigen und nach der Insolvenz des Neckar-Alb-Ambulance e.V. im vergangenen Sommer neu gegründeten Neckar-Ambulance Stuttgart (NAS) sind seit Kurzem auch die im angrenzenden Rems-Murr-Kreis ansässigen Unternehmen Sani-Team Winkler aus Fellbach und Werk- und Wachschutz Schwaben (WWS) aus Backnang mit eigenen Krankentransportwagen in Stuttgart tätig. Und weitere Anbieter stehen in den Startlöchern – trotz Pauschalen von nur rund 50 Euro pro innerstädtischem Transport. (FRI)