Das Klinikum Oldenburg, die Johanniter und die Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen (KVN) testen zurzeit die Telemedizin zur Unterstützung des Bereitschaftsdienstes. Nach einem Jahr in der aktiven Phase zogen die Partner des „Projekts 116117 – neues Versorgungsmodell für den kassenärztlichen Bereitschaftsdienst mit telemedizinischer Unterstützung von Gesundheitsfachkräften“ ein positives Fazit. Ruft ein Patient im Rahmen dieses Modells den Bereitschaftsdienst an, fährt kein Bereitschaftsarzt zum Patienten nach Hause, sondern ein Notfallsanitäter oder examinierter Krankenpfleger der Johanniter. Dieser nimmt eine erste Untersuchung vor und kontaktiert bei Bedarf die Telemedizin am Klinikum Oldenburg. Dazu stellt er die Verbindung über ein spezielles Gerät her, das Vitaldaten übermitteln kann und eine Videoübertragung aufbaut. Alle Fachabteilungen des Maximalversorgers in Oldenburg können nötigenfalls eingebunden werden. Falls der Arzt bei der Untersuchung entscheidet, dass eine Einweisung in ein Krankenhaus notwendig ist, wird der örtliche Rettungsdienst gerufen. Partner des Projektes sind die KVN, das Zentrum für Telemedizin an der Universitätsklinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie, Klinikum Oldenburg AöR und der Ortsverband Stedingen der Johanniter-Unfall-Hilfe in den Städten Delmenhorst, Lemwerder und Ganderkesee.
Bei den Patienten komme das System gut an, bestätigte Klaus-Dieter Berner vom Ortsverband Stedingen der Johanniter-Unfall-Hilfe. Problem sei aber noch die manchmal schlechte Internetverbindung. Im Einsatz sind die Gesundheitsfachkräfte der Johanniter jeweils am Wochenende von freitags, 21.00 Uhr, bis montags, 7.00 Uhr. Ausnahme sind die Zeiten, in denen die jeweilige Bereitschaftspraxis geöffnet hat. Die Rufnummer 116117 wird entweder zur Telefonzentrale der Johanniter oder zur Bereitschaftspraxis geleitet. Im Zeitraum vom 1. August 2018 bis 30. Juni 2019 gab es 273 Einsätze der Gesundheitsfachkräfte der Johanniter-Unfall-Hilfe. Davon wurde 158 Mal der Arzt im Klinikum konsultiert, 115 Mal konnte der Notfallsanitäter die Situation allein lösen. In 56,8% aller Fälle konnte der Patient zu Hause bleiben, in 31,9% wurde die Fahrt mit dem Rettungsdienst oder dem Krankentransport ins Krankenhaus veranlasst. Ob dieses Modell geeignet ist, den zunehmenden Mangel an Bereitschaftsärzten auszugleichen, ohne den Rettungsdienst zusätzlich zu belasten, wird nach Auswertung der Erfahrungen entschieden. Finanziert wird es bisher ausschließlich durch Fördergelder und Eigenmittel der Projektpartner. Geld von den Krankenkassen gibt es nicht, obwohl sie sonst die Einsätze der Bereitschaftsärzte bezahlen müssten.
Telemedizin soll Bereitschaftsärzte entlasten
08.07.2019, 11:20 Uhr
Gesundheitsfachkräfte fahren zum Patienten