Die Einführung eines telenotfallmedizinischen Systems hemmt nicht die Kompetenzen der Notfallsanitäter und ist auch kein „Lückenfüller“ einer Mangelversorgung. Das schreibt das Netzwerk Universitäre Telenotfallmedizin in einer Antwort auf die „Stellungnahme zur Ausrichtung der Telemedizin im Rahmen notärztlicher Konsultation“ des DBRD (wir berichteten hier). Telemedizin ist nach Meinung des Netzwerks ein unterstützendes Einsatzmittel, das räumliche Distanzen überwindet und dadurch die Kommunikation, den Wissenstransfer und die Zusammenarbeit fördert.
Die Einführung einer telemedizinischen Verbindung zu einem Arzt ermögliche es Rettungsdienstmitarbeitern, niederschwellig eine fachkundige (Zweit-)Meinung einzuholen. Der Telenotarzt verstehe sich auch als Berater der Notfallsanitäter. „Dem jeweiligen Erfahrungsstand der heterogenen Gruppe des Rettungsdienstpersonals angepasst, kann ein Telenotarzt eine individuelle Unterstützung und Supervision im Einsatz anbieten.“ Da der Telenotarzt nach Standardarbeitsanweisungen (SAA) arbeite, ermögliche dies dem Notfallsanitäter, schon während der Ausbildung mit den SAA zu lernen und zu arbeiten. Der Notfallsanitäter nehme im Rettungseinsatz weiterhin eine zentrale Rolle ein. Indem er z.B. eigenständig das Patientengespräch führe, werde er befähigt, sein Wissen anzuwenden und auszubauen. Daher sei die Möglichkeit der Notfallsanitäter, auf einen Telenotarzt zurückgreifen zu können, nicht Manko, sondern Bereicherung.
Genau wie der Berufsverband sieht das Netzwerk die Grenzen des Telenotarztsystems in der Versorgung schwerverletzter, eingeklemmter Patienten und bedingt solcher mit Herzkreislaufstillstand. Die Ziele der telemedizinischen Konsultation seien eine Qualitätsverbesserung der Patientenversorgung als auch eine rechtliche Absicherung, z.B. in Situationen, die einer SAA nicht zugeordnet werden könnten. Die Implementierung eines Telenotarztsystems stelle damit eine Verstärkung des Rettungsdienstes dar. In keiner Region bestehe das Bestreben, dort Notfallsanitäter oder einen physischen Notarzt zu ersetzen, wo deren Einsatz möglich bzw. notwendig sei. Das Ziel der Telemedizin sei, „ein hochwertiges Rettungsmittel zu einem noch höherwertigen aufzuwerten und deren Potenzial sinnvoll und zielgerichtet zu nutzen.“
Mitglieder des Netzwerks Universitäre Telenotfallmedizin sind u.a. die Klinik für Anästhesiologie der Universitätsmedizin Greifswald, die Universitätsklinik für Anästhesiologie des Klinikums Oldenburg, das Institut für Rettungs- und Notfallmedizin (IRUN) der Klinik für Anästhesiologie am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein sowie das Universitätsklinikum RWTH Aachen.