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Tröpfchenfreisetzung im Rettungshubschrauber

09.07.2020, 10:29 Uhr

Fotos: DRF-Luftrettung

DRF-Luftrettung präsentiert Ergebnisse aus Feldversuch


Die DRF-Luftrettung hat in Kooperation mit dem Deutschen Beratungszentrum für Hygiene (BZH) in Freiburg einen wissenschaftlich begleiteten Feldversuch zum Gefährdungspotenzial der Hubschrauberbesatzungen bei Tröpfchenfreisetzungen durch infektiöse Patienten gestartet. Die Ergebnisse lassen erste Rückschlüsse über die Verbreitungswege zu, auf die das Hygienemanagement der DRF-Luftrettung aufbauen kann. Im Rahmen des Projekts wurden an Bord der H145 und der EC135 insgesamt 16 Versuchsdurchgänge durchgeführt, davon 11 am Boden und 5 in der Luft. Im Wesentlichen wurden zwei Szenarien abgebildet und im weiteren Verlauf diversifiziert: ein Worst-Case-Szenario, bei dem ein starker Erregerausstoß simuliert wurde, und ein zweiter Aufbau, bei dem ein wechselnder, leichter Erregerausstoß dargestellt wurde. Die Tröpfchenfreisetzung wurde mit einem Sauerstoffvernebler in Höhe des Patientenkopfes modellhaft nachgebildet. Der Versuch simulierte freigewordene Tröpfchen zum einen analog zum Hustenstoß/Niesen des spontan atmenden Patienten oder einer Person in der Kabine, zum anderen anhand einer (bewussten oder akzidentellen) Diskonnektion des Beatmungsschlauchs. Mittels Fluoreszenz wurden die Luftströme und somit die Bewegung der Tröpfchen detektiert, die Verteilung wurde mit ultraviolettem Licht sichtbar gemacht. Um Rückschlüsse daraus ziehen zu können, ob und in welchem Umfang Erreger von der Kabine ins Cockpit gelangen, wurden die Versuche sowohl mit als auch ohne einen Vorhang, der das Cockpit von der Kabine trennt, dargestellt.

Im Allgemeinen lässt sich aus den Versuchen ableiten, dass bei einem spontan atmenden Patienten die Gefahr besteht, dass sich die Erreger nicht nur in der Kabine, sondern auch im Cockpit ausbreiten. Die Wahrscheinlichkeit einer Infektion hängt von verschiedenen Faktoren wie Erregerart, Übertragungsweg und Expositionszeit ab. Im Worst-Case-Szenario, also bei einem massiven Austritt von Tröpfchen, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sich die Erreger nicht nur in der gesamten Kabine auf den Flächen absetzen, sondern sich auch bei einer fehlenden Abtrennung im Cockpit ausbreiten. Bei Vorhandensein eines Vorhangs setzen sich die Partikel darauf ab. Beim zweiten Versuchsaufbau, einem kurzen Tröpfchenausstoß, der in der Realität mit einem Husten oder einer kurzen Separation vom Beatmungsschlauch gleichzusetzen ist, findet sich ein Niederschlag um den Patienten herum, aber nicht im Cockpit. Daraus lässt sich folgern, dass die Dauer der Tröpfchenfreisetzung die Reichweite und den Grad der Kontamination bestimmt. Variablen wie Lüftungseinstellung von Heiz- oder Frischluft, Flugrichtung oder Flugmanöver wurden mitberücksichtigt.

Die DRF-Luftrettung leitet aus den Ergebnissen unterschiedliche Maßnahmen bezüglich des Patienten- und Arbeitsschutzes ab. Nach dem Transport eines hoch infektiösen Patienten ist eine Reinigung aller Oberflächen in der Kabine dringend erforderlich, da aufgrund des beschränkten Platzes das Kontaminationsrisiko offensichtlich höher ist, als in einem normalen Krankenzimmer. Ein weiterer Schutz kann grundsätzlich durch eine Trennung von Cockpit und Kabine erreicht werden. Für die medizinische Besatzung wird das Tragen der persönlichen Schutzausrüstung als dringend erforderlich angesehen.

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