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Versorgung und Transport von 500 Verletzten

11.10.2010, 09:32 Uhr
Katastrophenschutzübung auf Frankfurter Flughafen

Am 9. Oktober 2010 fand auf der Baustelle Landebahn Nordwest des Flughafens in Frankfurt am Main die größte Rettungsübung der letzten Jahrzehnte im Rhein-Main-Gebiet unter der Bezeichnung „SOGRO MANV 500“ statt. SOGRO steht für „Sofortrettung bei Großschadenslagen“ und ist ein Forschungsprojekt, das durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen des Programms zur zivilen Sicherheitsforschung gefördert wird. Erforscht und erprobt werden neue Ansätze, um die Erstversorgung von Unfallverletzten, die Zusammenarbeit unterschiedlicher Rettungskräfte sowie die Erfassung der Situation und ihre Einschätzung/Bewertung zu verbessern. Federführend für die Übung waren die Stadt Frankfurt am Main und das Deutsche Rote Kreuz Frankfurt am Main. Die Fraport AG verband mit der Aktion ihre alle zwei Jahre erforderliche Notfallübung nach den Richtlinien der internationalen Zivilluftfahrtorganisation ICAO. Die Übung, die in einem realen Zeitrahmen ablief, begann mit einer kleinen Verspätung dann um 10.30 Uhr. Simuliert wurde der Zusammenstoß zweier Flugzeuge auf einer Landebahn mit der in Deutschland erstmals größten Anzahl von über 500 betroffenen und verletzten Passagieren.

Im Rahmen dieser Übung sollte vor allem die medizinische Versorgung, der Transport der schwer Verletzten und die Unterbringung in Krankenhäusern geprobt werden. Das Neukonzept von SOGRO soll mit Unterstützung durch den Einsatz einer elektronischen Infrastruktur ermöglichen, erforderliche Patientendaten in Echtzeit sofort nach einer Sichtung zur Verfügung zu stellen. Die Kennzeichnung und Erfassung der Verletzten erfolgte durch farbige Armbänder, die ein Funk-Etikett (RFID-Chip) tragen. Damit war eine schnelle Übersicht über die Anzahl und Sichtungskategorie von Patienten möglich. Das Konzept sieht vor, die vital bedrohten Patienten (Sichtungskategorie Rot) nicht mehr zu einem Behandlungsplatz, sondern sofort in ein Krankenhaus zu bringen. Zur besseren Koordinierung und Vorinformation der Kliniken gab es eine Vernetzung des Sichtungssystems mit der Einsatzleitung und den Krankenhäusern. Zum Transportkonzept gehörten mit den Kräften aus einem Ü-MANV-Konzept insgesamt 90 RTW, die auch tatsächlich 270 Patienten in 16 Kliniken fahren sollten. Die Übung wurde unter Einhaltung von Realbedingungen und unter Nutzung von Sonder- und Wegerechten durchgeführt. Damit waren rund um das Übungsgelände über 450 Fahrzeuge, darunter allein 210 Fahrzeuge externer Ü-MANV-Einheiten, mit Sondersignalen unterwegs. Insgesamt waren an der Übung über 2.100 Kräfte beteiligt.

Die Ansätze und ersten Ergebnisse lassen eine positive Entwicklungstendenz zur logistischen Unterstützung und besseren Koordination des Patiententransportes beim MANV durch Einsatz von moderner Informationstechnologie erwarten. Die Auswertung der Übung und Erfahrungen mit dem Neukonzept bleiben aber noch abzuwarten.

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