Im Rahmen des Abstimmungs- und Erörterungsprozesses „Invasive Maßnahmen für Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitäter“ – kurz Pyramidenprozess – sollte der Umfang der Arbeit des Notfallsanitäters beschrieben werden. Im Herbst 2013 überraschten dann die an der Konsensfindung beteiligten Vertreter der medizinischen Fachgesellschaften mit zwei Katalogen, die sowohl die Liste der invasiven Techniken wie auch der zu verabreichenden Medikamente durch den zukünftigen Notfallsanitäter umrissen. Überraschend deswegen, weil beide Kataloge deutlich umfangreicher waren, als es viele erwartet bzw. befürchtet hatten. Insgesamt wurden 20 invasive Techniken beschrieben, angefangen vom peripher-venösen Zugang über die NIV-Beatmung bis hin zur externen Rhythmustherapie. Auch die Liste der Notfallmedikamente konnte sich sehen lassen. Sie umfasste 25 Wirkstoffe bis hin zum Opiat-Analgetikum.
Vielleicht wäre es zu einfach gewesen, die Ergebnisse des Pyramidenprozesses in den Bundesländern zu übernehmen und so für eine homogene Vorgabe im deutschen Rettungsdienst zu sorgen. Aber man wollte nicht in die Entscheidungshoheit der Länder eingreifen und überließ ihnen die Erstellung der entsprechenden SOP. Das Ergebnis war ebenso klar wie unbefriedigend. Die Unterschiede zwischen den SOP der Länder sind teils eklatant. Wird mancherorts von dem angehenden Notfallsanitäter erwartet, dass er alle Maßnahmen des Pyramidenprozesses beherrscht und diese auch in der Ergänzungsprüfung und im Arbeitsleben anwendet, ist andernorts nur eine sehr abgespeckte Version des Pyramidenprozesses Grundlage des Tuns. Manche Bundesländer haben bis zum jetzigen Zeitpunkt weder die Ergänzungsprüfung zum Notfallsanitäter, noch den Umfang seines zukünftigen Arbeitsbereichs geregelt.
RETTUNGSDIENST wird in einer mehrteiligen Serie den derzeitigen Stand rund um die Umsetzung des Pyramidenprozesses darstellen. Im ersten Teil werden wir uns mit den Algorithmen beschäftigen, die die Arbeit des NotSan beschreiben. Hierzu bitten wir alle RETTUNGSDIENST-Leser um die Teilnahme an unserer Umfrage.