2017 hat die Ruhr-Universität Bochum (RUB) für eine wissenschaftliche Studie rund 4.500 Einsatzkräfte von Feuerwehr und Rettungsdienst in Nordrhein-Westfalen zu ihren Erfahrungen mit Gewalt gegen die eigene Person im Einsatz befragt. Durchgeführt wurde die Online-Befragung im Auftrag u.a. des nordrhein-westfälischen Innenministeriums und unter der Leitung von Prof. Dr. Thomas Feltes vom Lehrstuhl für Kriminologie, Kriminalpolitik und Polizeiwissenschaft der juristischen Fakultät der RUB. Auf der Grundlage von 812 vollständig ausgefüllten Fragebögen (Rücklaufquote = 18%) wurden am vergangenen Freitag, dem 26. Januar 2018, die Ergebnisse der Studie vorgestellt.
60,0% der Teilnehmer wurden nach eigenen Angaben im zurückliegenden Jahr mit verbaler und 48,8% mit nonverbaler Gewalt konfrontiert. Gegen 12,7% wurde körperliche Gewalt verübt. Dabei zeigte die Studie, dass für Einsatzkräfte im Rettungseinsatz ein deutlich höheres Risiko besteht, Opfer von Gewalt zu werden. Demnach wurden 91,9% der Rettungsdienstmitarbeiter mit verbaler Gewalt, 74,9% mit nonverbaler und 25,7% mit körperlicher Gewalt konfrontiert. Demgegenüber berichteten etwa nur 2,0% der Kräfte im Brandeinsatz von Fällen körperlicher Gewalt. Männer und Frauen seien in etwa gleichem Maße von verbaler und körperlicher Gewalt betroffen, jedoch seien die Täter überwiegend männlich (92% bei verbaler und 85% bei körperlicher Gewalt) und oft unter 30 Jahre alt. Körperliche Gewalt ginge dabei in rund drei Viertel und verbale Gewalt in 42% der Fälle von Patienten aus, von Angehörigen und Freunden deutlich seltener (12% bzw. 24%). In 55% der Fälle seien die Täter alkoholisiert gewesen. Gerade in Städten mit über 500.000 Einwohnern bestehe ein hohes Risiko, Opfer von Gewalt zu werden. Nur 21% der Befragten gaben an, den letzten Übergriff auf ihre Person bei der Polizei angezeigt zu haben, wobei Fälle von körperlicher Gewalt allerdings zu 69% der Polizei gemeldet würden, Fälle verbaler Gewalt hingegen nur zu 7%. Lediglich 51,5% der Befragten sahen sich durch ihre Ausbildung gut auf mögliche Konfliktsituationen im Einsatz vorbereitet. 67% wünschen sich regelmäßige Deeskalationstrainings und 71% Trainings zur Selbstverteidigung im Rahmen von Fortbildungen.
Den Abschlussbericht der Studie finden Sie hier, die dazugehörige Präsentation kann hier abgerufen werden.