S+K Verlag
Der einzige Fachverlag für
Notfallmedizin in Deutschland.
Bücher, Zeitschriften und Nachrichten
rund um das Thema Rettungsdienst.

Zu viele intraossäre Zugänge bei Reanimationen

31.08.2023, 12:08 Uhr

Deutsches Reanimationsregister legt Jahresbericht 2022 vor


Das Deutsche Reanimationsregister hat einen öffentlichen Jahresbericht zur außerklinischen Reanimation im Jahr 2022 vorgelegt. Als Grundlage dienten 16.381 dokumentierte Fälle aus 114 Rettungsdiensten, die eine Bevölkerung von ca. 32 Mio. Einwohnerinnen und Einwohner repräsentieren. Laut Bericht sind im vergangenen Jahr in Deutschland ca. 60.000 Patientinnen und Patienten nach einem plötzlichen Herz-Kreislauf-Stillstand durch den Notarzt- und Rettungsdienst reanimiert worden. Damit lag die Reanimationsinzidenz im Gesamtkollektiv bei 57,3 Reanimationen pro 100.000 Einwohnerinnen und Einwohnern. Der durchschnittliche Patient ist ein ca. 70-jähriger Mann. Patientinnen und Patienten unter 18 Jahre wurden selten reanimiert. Eine weitere Zunahme über die Zeit ist für die Patientinnen- und Patientengruppe der über 80-Jährigen festzustellen, ihr Anteil beträgt mittlerweile mehr als 34,3% (2014: 27,7%).

Der Jahresbericht 2022 weist eine Laien-Reanimationsquote von 51,3% in den Referenzstandorten auf. Die telefonische Anleitung zur Reanimation lag in den Referenzstandorten bei 30,9% (keine Veränderung zu den Vorjahren). Bei 6,0% der Patientinnen und Patienten erfolgte die Reanimation vor Eintreffen des Rettungsdienstes durch First Responder. Der weit überwiegende Teil der Reanimationen fand auch 2022 im häuslichen Umfeld statt (65,4%). Die Zeit zwischen Eingang des Alarms bis zum Eintreffen des ersten Fahrzeugs (RTW oder NEF) am Einsatzort betrug im Mittel 6:55 Minuten ± 3:48 Minuten. Der erste abgeleitete EKG-Rhythmus war in 19,8% der Fälle defibrillierbar (VF/pVT) und in 79,4% nicht.

Deutliche Veränderungen gegenüber dem Vorjahr zeigten sich im Bereich des Atemwegsmanagements. Die ausschließliche Nutzung eines supraglottischen Atemwegs (SGA) nahm ab und wurde nur noch in 17,3% der Fälle durchgeführt, eine endotracheale Intubation hingegen in 61,9%. Die Verwendung des intraossären Zugangs bleibe mit fast 20% auf einem unverändert zu hohen Niveau, heißt es in dem Bericht. Die ERC-Leitlinien weisen deutlich darauf hin, dass intravenöse Zugänge im Rahmen der Reanimation zu bevorzugen sind. Mechanische Thoraxkompressionssysteme wurden in 14% der Fälle eingesetzt. 30% der Patientinnen und Patienten erreichten ein Krankenhaus mit wiederhergestelltem Spontankreislauf. Normiert auf 100.000 Einwohner und Jahr konnten acht Patientinnen und Patienten pro 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner aus dem Krankenhaus entlassen werden.

Stumpf + Kossendey Verlag, 2024
Kontakt Datenschutz Impressum