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Zwischen den Kontinenten

12.11.2010, 11:34 Uhr

Fotos: LAR

Lebensrettender Ambulanzflug mitten in den Atlantik

Die Air Rescue flog am vergangenen Mittwoch zur Insel Ascension inmitten des Atlantiks, um einen 43-jährigen Briten zurück in seine Heimat zu bringen. Eine lebensrettende Mission, wie sich vor Ort herausstellte. Der 43-jährige Patient leidet seit seiner frühesten Kindheit an einer Zerebralparese, einer Hirnschädigung, mit welcher er dank langfristiger Therapien ein fast normales Leben mit nur wenigen Einschränkungen leben kann. Doch aufgrund eines Sturzes erlitt er auf der Insel einen Anfall. Der Schmerz und der Stress, den der Sturz auslöste, verursachten einen vollständigen Kontrollverlust des Patienten über seine Bewegungen. Der Patient musste zu seiner Sicherheit vollständig immobilisiert und künstlich ernährt werden. Auf der Insel herrscht jedoch keine adäquate medizinische Versorgung. Mit gerade einmal 1.100 Einwohnern beherbergt die Insel nur zwei Ärzte, die medizinische Ausstattung ist stark begrenzt und erst recht nicht auf einen solch speziellen Fall ausgerichtet. Die dort ansässige Royal Air Force, welche zuerst eingeschaltet wurde, verfügt vor Ort ebenfalls nicht über die notwendige Ausstattung, um den Patienten medizinisch adäquat nach England zu fliegen. 

Aus diesem Grund wurde die Luxembourg Air Rescue eingeschaltet. Die LAR gilt international als eine der führenden Luftrettungsorganisationen. Umgehend wurde der Flug geplant und die Crew informiert. Für die Einsatzleiter der Air Rescue hieß es nun, einen Zwischenstopp so nah wie möglich an der Himmelfahrtsinsel zu finden. Denn sollte eine Landung auf dieser Insel, die genau in der Mitte von Afrika und Südamerika liegt, aus irgendwelchen Gründen kurzfristig nicht möglich sein, so musste gewährleistet sein, dass das Flugzeug mit der Tankfüllung wieder zurück aufs afrikanische Festland fliegen konnte. Das medizinische Team plante ausreichend Medikamente und Sauerstoff ein, da in Ascension nichts von alledem vorhanden war. Die Crew wusste über den kritischen Zustand und die begrenzten medizinischen Möglichkeiten vor Ort Bescheid, dennoch war die Situation, die sie auf Ascension vorfand, schlimmer als angenommen. Selbst einfachste Geräte wie z.B. ein Röntgengerät fehlten. Der Patient war in einem derart kritischen Zustand, dass die medizinische Crew ihn erst einmal im Krankenhaus mit ihren mitgeführten Medikamenten in ein künstliches Koma legte, um ihn für den Rückflug zu stabilisieren und transportfähig zu machen. Im Laufe des Tages konnte der schwerkranke Patient unter optimalen medizinischen Bedingungen nach Brize Norton bei Oxford von der LAR-Crew geflogen werden. Der Patient kann hier eine angemessene und optimale Therapie erhalten, die auf Ascension nicht möglich war.

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